Bochum. . Nach Idee der Stadtverwaltung könnte die viel befahrene Linie demnächst bis nach Langendreer rollen. Ruhr-Uni lehnt die aktuellen Pläne ab.

  • Ruhr-Uni soll besser mit den Stadtteilen Langendreer, Laer und Werne verbunden werden
  • Kostenpunkt für die geplante Verlängerung: etwa 77,2 Millionen Euro
  • Auch drei Brücken müssten nach den Plänen abgerissen und neu gebaut werden

Rattert die U35 demnächst bis nach Langendreer? Eine mögliche Verlängerung der viel befahrenen Campus-Linie entlang der Unistraße sorgt für Diskussionen. Wie berichtet, prüft die Stadtverwaltung, die Stadtbahn über die Haltestelle „Hustadt“ hinaus bis zur Unterstraße zu verlängern, um den Bochumer Osten enger mit der Ruhr-Uni zu verbinden.

Die Planungskosten werden mit 1,22 Millionen Euro beziffert, die für den Haushalt 2018 angemeldet werden sollen. Investiert werden müssten nach derzeitigem Stand etwa 77,2 Millionen Euro, wobei laut Stadt geplant ist, an Fördermittel von Bund und Land zu gelangen.

Als erstes städtisches Gremium wurde die Bezirksvertretung Ost über die Pläne informiert. Laut Voruntersuchungen könne mit etwa 1800 Fahrgästen pro Tag in Richtung Langendreer gerechnet werden: „Trotz günstiger Mieten sind Langendreer, Laer und Werne derzeit nicht attraktiv für Studenten“, sagt Ralph Bittner vom Tiefbauamt.

© Miriam Fischer

Effizienter an Uni anschließen

Gemeinsam mit der ebenfalls verlängerten Linie 302/310 könnten diese Stadtteile wesentlich effizienter an die Uni angeschlossen werden, zumal die RUB in Langendreer (Lernwerkstatt in der ehemaligen Wollschläger-Immobilie) und auf dem ehemaligen Opel-Gelände in Laer (Mark 51/7) expandieren will.

Die Pläne sehen vor, die Schienen ab der Haltestelle Hustadt über die innere Fahrbahn der Unistraße 2,8 Kilometer weiter zu führen. Als heikle Punkte gelten drei Brücken (u.a. über A43 und Oelbach), die die Last einer Stadtbahn nicht tragen könnten und neu gebaut werden müssten.

Gespräche mit Straßen-NRW über eine mögliche Beteiligung an den Kosten von geschätzten 14 Millionen Euro müssten noch geführt werden, so die Verwaltung. „Im Zuge des geplanten sechsspurigen Ausbaus der A 43 wäre das nicht unerheblich“, meint Bezirksvertreter Karl-Josef Schiffer (CDU).

„Eine Wette auf die Zukunft“

„Die Verbindung zwischen Unterstraße und Campus stärkt den Bochumer Osten“, sagt Bezirksvertreter Dirk Meyer (SPD). „Das ist eine Wette auf die Zukunft, denn keiner weiß, ob die verlängerte Linie so angenommen wird oder nicht.“

Kritik an den Plänen äußert die Fraktion FDP /Die Stadtgestalter. Vor allem sei die Berechnung des Nutzen-Kosten-Wertes (NKU-Wert) von der Verwaltung „frisiert“ worden, wie Volker Steude betont. Dieser müsse bei über 1,00 liegen, sonst könne das Land das Projekt nicht fördern. „Um die Zahl der Fahrgäste auf der Verlängerung künstlich hoch zu rechnen, hat man an der A43 einen Park-&-Ride-Parkplatz mit eigener Haltestelle und 150 bis 200 Stellplätzen vorgesehen. Dieser kommt in der jetzt vorliegenden Beschlussvorlage aber nicht mehr vor.“

Ruhr-Uni äußert sich kritisch

Als NKU-Wert habe man in der Beschlussvorlage aber nicht den Wert ohne Park & Ride ausgewiesen, sondern den höheren (1,231). „Tatsächlich liegt der NKU-Wert deutlich unter 1,00. Das Projekt ist nicht förderfähig.“

Auch die Ruhr-Uni äußert sich kritisch. „Wir lehnen eine Verlängerung der U35 zur Unterstraße ohne vorherige Durchführung einer Machbarkeitsstudie im Sinne des ‘Letter of Intent’ entschieden ab“, so heißt es in einer Stellungnahme ans Tiefbauamt. „Eine Realisierung dieser Verlängerung bedeutet eine erhebliche Mittelbindung, die sich nachteilig auf eine Direktverbindung von Mark 51/7 zum Campus auswirken würde.“

Im Ausschuss für Infrastruktur und Mobilität am 14. März soll das Großprojekt weiter erörtert werden. Planspiele, die seit 1993 zwischen Hustadt und Herne pendelnde U 35 zu verlängern, gibt es schon lange. So sollte die Bahn bereits bis zum Kemnader See und nach Witten fahren.