Bochum. Der Verein Pro Marienkirche gründete sich 2001, um das Innenstadt-Bauwerk zu retten. Auch nach Eröffnung des Musikforums geht die Arbeit weiter.
- Der Förderverein Pro Marienkirche wurde vor 16 Jahren ins Leben gerufen, als die Kirche abgerissen werden sollte
- Mit massiver Öffentlichkeitsarbeit und einer Unterschriftenaktion sorgte der Verein bundesweit für Aufmerksamkeit
- Heute ist die Marienkirche Teil des Anneliese-Brost-Musikforums, aber die Vereinsarbeit geht trotzdem weiter
Das schöne, neue Anneliese-Brost-Musikforum begeistert alle - am Freitag war kein Geringerer als Sir Simon Rattle, Chefdirigent der Berliner Philharmoniker vor Ort, um sich das Haus einmal anzusehen. Dabei wird immer wieder gerade auch die umgebaute Marienkirche als architektonisches Highlight gelobt.
Was den Förderverein Pro Marienkirche einerseits freut, andererseits ärgert: „Ohne unsere Initiative wäre die Kirche so gut wie sicher abgerissen worden“, sagt Volkhard Lange: „Wir sind die eigentlichen Retter der Marienkirche!“.
2004 war die Abrissgenehmigung fast schon erteilt
Mit „wir“ ist der Förderverein Pro Marienkirche gemeint, den es seit 16 Jahren gibt. Er hatte sich formiert, als die 1872 geweihte Innenstadtkirche im Zuge der Um- und Neustrukturierung im Ruhrbistum zur Disposition stand. „2004 war die Abrissgenehmigung so gut wie unterzeichnet“, erinnert sich Lange.
Durch massive Öffentlichkeitsarbeit und eine groß angelegte Unterschriftenaktion habe der Förderverein in den folgenden Jahren so massiven Druck gemacht, so dass es zu einer grundsätzlichen Neubewertung über den städtebaulichen Wert von St. Marien kam.
„Die Kirche ist stadtbildprägend und hat eine bemerkenswerte Geschichte“, sagt Lange, „das immer wieder aufzuzeigen, war unser Hauptanliegen“. Er und seine Mitstreiter in dem rund 130 Mitglieder zählenden Verein sind heute noch „entsetzt“, mit welcher Leichtigkeit sowohl die Kirchen- als auch die Stadtführung die Marienkirche vor über zehn Jahren zur Disposition gestellt hätten.
7000 Unterschriften gesammelt
„Wir haben uns mit Plakaten und einer Unterschriftenaktion auf der Kortumstraße, die von 7000 Bürgern unterstützt wurde, für die Marienkirche ins Zeug gelegt“, sagt Lange. Das Bauwerk sei schließlich so in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt, dass ein Abriss nicht mehr ohne weiteres durchzusetzen gewesen sei.
Bürgerschaftlicher Einsatz wird betont
Die „Kirchenretter“ sehen die danach erfolgte Entwicklung mit Genugtuung. Einerseits. Die Kirche ist in den Neubau des Musikforums integriert worden und findet überregional Anerkennung. Andererseits ärgern sich die Vereinsmitglieder, dass ihr bürgerschaftliches Engagement „überhaupt nicht wertgeschätzt“ werde, wie Lange sagt: „Weder zur Grundsteinlegung noch zur Einweihung war der Verein eingeladen.“
Die streitbaren Pro-Marienkirchler haben aber deshalb ihr Engagement nicht aufgegeben. Im Gegenteil. Auf die Frage, ob ein Förderverein überhaupt noch nötig wäre, jetzt, da die Kirche doch gerettet sei, antwortet Lange: „Jetzt erst recht!“
Originalteile, die noch eingebaut werden könnten
Denn man hätte noch so einiges an Nachbesserungen vorzuschlagen. „Es sind noch alte Originaltüren da, die wir gern eingebaut wüssten, und es gibt auch noch Teile des alten Fußbodens, den man ins Foyer integrieren könnte“, schlägt Lange vor. Womöglich noch wichtiger ist den Kirchenrettern aber, dass im Musikforum ein Info-Point eingerichtet wird, der die wechselhafte Nutzungs-Geschichte des Bauwerks — gerade in den letzten 20 Jahren – darstellt.
Und der auch den bürgerschaftlichen Einsatz des Vereins Pro Marienkirche dokumentieren würde. „Denn ohne den Verein würde es die Marienkirche und damit das Musikforum in der jetzigen Form nicht geben“, sind sich die Vereinsmitglieder sicher.
>>Info & Kontakt
Der Förderverein Pro Marienkirche freut sich über neue Mitglieder, die die Arbeit zur weiteren Sicherung und Darstellung der historischen Kirche unterstützen wollen.
Ausführliche Informationen finden sich auf www.foerderverein-pro-marienkirche-bochum-mitte.de
Auskünfte erteilt Volkhard Lange, Tel. 0203/98 40 65 50.