Bochum. Pro Monat muss der USB mehr als 50 Tonnen Unrat entsorgen. Der Grund: Viele Bochumer Container-Standorte werden als wilde Müllkippen missbraucht.
- Immer mehr der 311 Container-Standorte in Bochum werden als wilde Müllkippen missbraucht
- Pro Monat müssen auf den Stellflächen 55 Tonnen Unrat entsorgt werden: über 2000 Kilo pro Tag
- WAZ-Leser prangern die Umweltverschmutzung an und fordern stärkere Kontrollen durch die Stadt
„Hier ist die Stadt gefragt!“ Detlef Hallmann stinkt’s gewaltig. Seine aktuellen Fotos, die er an die WAZ geschickt hat, dokumentieren: Zwischen den Papiercontainern an der Gahlenschen Straße türmt sich Müll, der dort nicht hingehört. „So sieht’s hier ständig aus“, berichtet der Leser. Und nicht nur hier, ergänzt der Umweltservice Bochum (USB). Seit Jahren nehmen die illegal entsorgten Abfallmengen zu. „Die Lage an den Container-Standorten verschärft sich“, sagt USB-Sprecher Jörn Denhard.
311 Stellplätze für Altpapier und Glas unterhält der USB. Jeder dritte Standort wird regelmäßig als wilde Kippe zweckentfremdet. Hausmüll, Textilien, Reste der Wohnungsrenovierung, Reifen, Matratzen, komplette Kleiderschränke: 55 Tonnen Müll pro Monat schaffen die USB-Trupps fort: werktäglich über 2000 Kilo Unrat. Vor drei Jahren waren es noch 48 Tonnen.
Nacht- und Nebelkipper
Der meiste Müll, der an den Containern abgelegt wird, könnte auf einem der sechs USB-Wertstoffhöfe kostenlos und umweltfreundlich entsorgt werden. Jeder Haushalt kann zudem einmal jährlich die Sperrmüllabfuhr ordern. Doch die „Nunkis“ (Nacht- und Nebelkipper), wie sie im Behördenjargon heißen, sind dafür zu bequem. Am Container gehalten und ex und hopp weg mit dem Dreck: Das erscheint einfacher. Dauert Sekunden. Sieht keiner. Bestraft keiner.
Tatsächlich stehen die Container meist dort, wo sie nicht stören, für die Bürger und die Entsorgungsfahrzeuge aber gleichermaßen gut erreichbar sind: an Straßen abseits von Wohnbebauungen, dem Blick (und damit der Kontrolle) von Anwohnern entzogen. Das gilt auch für Wald- und Industriegebiete, die mit dem Auto gut zu erreichen sind und in denen „Nunkis“ gleichfalls ungehemmt ihr Unwesen treiben.
Bis zu 200 Euro drohen ertappten Umweltverschmutzern. Doch der Erfolg der Behörden, den Übeltätern etwa über gefundene Briefe, Kontoauszüge oder Werbepost mit Adressaufklebern auf die Spur zu kommen, fällt dürftig aus. Im vergangenen Jahr leitete die Stadt 68 Bußgeldverfahren ein, berichtet Sprecherin Annika Vößing. Bei allein 1700 wilden Müllkippen, die binnen Jahresfrist gemeldet wurden, ein überschaubares Ergebnis.
Die Top 5 der Müll-Standorte
„Wann greift die Stadt endlich durch?“ fragt WAZ-Leser Detlef Hallmann und fordert Kameras und schärfere Bußgelder. Die könnten sich für das Stadtsäckel an etlichen Stellen besonders lohnen. Auf Bitte unserer Zeitung hat der USB eine „Dreck-Hitparade“ mit den Container-Standorten erstellt, die am häufigsten zugemüllt werden. Die Top 5: Auf der Heide, Seilfahrt, Industriestraße, Harpener Feld und Gahlensche Straße – also auch der Standplatz, der Detlef Hallmann so gewaltig stinkt.