bochum. Trotz Neubauanstrengungen sinke laut Mieterverein die Zahl der Sozialwohnungen weiter. Es gibt nur noch 14 000 öffentlich geförderte Wohnungen.

  • Jetzt gestartete Neubauinitiative der Stadt reiche nicht aus
  • Erstmals stieg das durchschnitteliche Mietniveau an
  • Laut Mieterverein profitieren arme Familien kaum

Von einer angespannten Situation auf dem Bochumer Wohnungsmarkt wird der in zwei Tagen vorliegende Bericht über die aktuelle Situation informieren. In den letzten zehn Jahren habe sich die Marktlage schleichend verändert. Ein wesentlicher Faktor sei dabei in den letzten Jahren die Zuwanderung durch Flüchtlinge gewesen, heißt es in einer vorab veröffentlichten Bemerkung der Stadt dazu.

Am Mittwoch werden die Mitglieder des Ausschusses für Strukturentwicklung über diese Situation beraten. Zwar drückt die Stadt seit einigen Monaten aufs Tempo, doch der Mieterverein beobachtet mit einer gewissen Skepsis die aktuellen Anstrengungen. Bis zu 800 Wohnungen, davon bis zu 200 öffentlich geförderte, sollen bis zum Jahr 2020 pro Jahr neu entstehen. Dies ist das Ergebnis einer im Auftrag der Stadt erstellten Studie, wie die WAZ bereits berichtete.

Wachsende Bevölkerung

Aichard Hoffmann ist Sprecher des Mietervereins Bochum und Umgebung. Er vertritt die Interessen von rund 18 000 Mitgliedern in Bochum und Nachbarstädten. „Mit der jetzt angestoßenen Initiative wird zwar das Ende des Dornröschenschlafs eingeleitet, am Kernproblem ändert dies allerdings nur wenig.“

Der Mieterverein ist der Auffassung, dass selbst bei einem jährlichen Neubauvolumen von rund 200 öffentlich geförderten Wohnungen die Gesamtzahl der Sozialwohnungen weiter abnehmen werde. Derzeit gibt es in Bochum rund 192 000 Wohnungen. Rund ein Viertel davon seien Eigentumswohnungen. Es gebe nur noch 14 000 Sozialwohnungen, nur halb soviel wie vor zehn Jahren. Und das vor dem Hintergrund der erstmals wieder wachsenden Bevölkerung. Im Jahr 2015 stieg sie um 3900 Personen auf 369 300 Einwohner an.

Hoffmann hat sich die jetzt ausgewiesenen Neubaugebiete genauer angeschaut, es seien überwiegend Einfamilienhäuser, einkommensschwache Familien hätten nur wenig davon. „Wie es aussieht, wird die Zahl der Sozialwohnungen weiter abnehmen, da mehr Wohnungen aus der Sozialbindung entfallen als neu gebaut werden.“

Steigendes Mietniveau

Ein Kennzeichen für die angespanntere Situation ist das Mietniveau. Viele Jahre habe der Durchschnitt in Bochum bei fünf Euro pro Quadratmeter gelegen. Bei der aktuellen Mietspiegelverhandlung sei der Schnitt auf 5,86 Euro pro Quadratmeter gestiegen.

Erkannt hat dieses Problem auch die Stadtverwaltung. In der Vorlage für den Ausschuss für Strukturentwicklung heißt es dazu. „Neben der notwendigen Wohnraumversorgung von Flüchtlingen und Zuwanderern weisen verschiedene Sozialstrukturdaten bei gleichzeitig rückläufigen Sozialwohnungsbeständen auf eine Konzentration der Nachfrage im preisgünstigen Segment hin.“