Bochum. Opel rollt den roten Teppich aus. Er lud zum Richtfest für das 60 Millionen Euro teure Warenverteilzentrum und stimmte selbstkritische Töne an.
- 60 Millionen Euro kostet das neue Warenverteilzentrum der Adam Opel AG in Bochum
- Beim Richtfest sind imposante Zahlen und eine Menge Aufbruchstimmung zu hören
- Aber der Autobauer schlägt auch selbstkritische Töne an und gelobt Besserung
Scherben bringen Glück. Natürlich warfen Jens Klupiec, Direktor aller Opel-Warenverteilzentren in Europa und Bauherr des neuen Warenhouse in Langendreer, und Martin Höfer von der ausführenden Baufirma Goldbeck, ihre Gläser zu Boden, als der Richtspruch gesprochen war. Sie hatten zuvor angestoßen auf das neue Prunkstück des Autobauers. Gerade einmal ein Jahr nach Baubeginn steht die Halle, die so groß ist wie zwölf bis 13 Fußballfelder und aus der von Sommer an 5500 Opel-Händler in ganz Europa über Zwischenzentren mit Ersatzteilen versorgt werden sollen. Ein Gebäude der Superlative, gebaut in rekordverdächtiger Zeit.
Bochum ist Strukturwandel-Meisterin
Und eines, mit dem der Konzern und die Stadt Bochum ein neues Kapital aufschlagen wollen. Von einem „neuen gemeinsamen Geist“ sprach Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) in seiner Rede zum Richtfest, das im vorderen Teil der neuen Halle gefeiert wurde und zu dem die gut 100 Gäste über einen roten Teppich geleitet wurden. Eiskirch bedankte sich bei Opel-Kommunikations-Chef Johan Willems, der den kurzfristig verhinderten Vorstand Ulrich Schumacher vertrat, für dessen klare Worte zur konfliktreichen jüngeren Vergangenheit. Willems hatte davon gesprochen, das Unternehmen müsse verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen. Er wie Eiskirch betonten, das Richtfest sei Ausdruck des Aufbruchs. Für Bochum ist es auch die Chance, so das Stadtoberhaupt, sich einmal mehr als Strukturwandel-Meisterin zu beweisen.
Besonders erfreulich sei, dass nicht nur 700 Arbeitsplätze dauerhaft erhalten bleiben, sondern dass im Warenverteilzentrum ausgebildet werde. Ein Erfolg, den sich der Betriebsrat auf die Fahnen schreiben darf. Schon früh hatte dessen Vorsitzender Murat Yaman mit seinen Kollegen darauf gedrungen, Bochum müsse weiter Ausbildungsstandort bleiben, auch wenn keine Autos mehr gebaut werden.
An einem Tag der Freude stimmte denn auch der Mann, der qua Berufung eher auf Konfrontation getrimmt ist, positive Töne an. Der Standort biete 700 gute und gut bezahlte sowie faire Arbeitsplätze, Betriebsrat und Gewerkschaft hatten in Verhandlungen einst den Tarif der Industrie ausgehandelt, der deutlich über dem der Logistik-Branche liegt. Gleichwohl sieht Murat Yaman auch noch Potenzial, um die Belegschaft weiter auszubauen.
Noch weitere Flächen für Investitionen frei
In ein ähnliches Horn hatte zuvor schon der Oberbürgermeister gestoßen, als er in Richtung Opel-Kommunikationschef sagte: „Es gibt noch viel Platz auf dieser Fläche für weitere Investitionen.“ Damit spielte er unverblümt auf die noch offene Frage an, ob der Konzern sein altes, unweit des Neubaus gelegenes Warenverteilzentrum aufgeben und stattdessen den Neubau noch verlängern wird.
Immerhin eines ist schon klar. Den Campus vor Werk III, eben jenem alten Verteilzentrum, werde Opel der Stadt bald übergeben, so Jens Klupiec. Die dort stehenden Zelte, die immerhin eine Größe von 57 000 Quadratmetern haben, werde nach Fertigstellung der neuen Halle abgerissen. Das Gelände kann die Stadt entwickeln. Wie gesagt, ein Freudentag.
>> Europäisches Drehkreuz
Mit eindrucksvollen Zahlen wartete Logistik-Chef Jens Klupiec auf. Die Adam Opel AG verschickt jährlich in Europa Ersatzteile mit einem Gewicht von 240 000 Tonnen und einem Volumen von 2,3 Millionen Kubikmetern. Das entspricht etwa 26 000 Güterwaggons.
Beliefert wird der Autobauer von insgesamt 2300 Zulieferern, die ihre Ware nach Bochum schicken. Von dort aus werden elf regionale Warenverteilzentren und am Ende 5500 Händler auf dem gesamten Kontinent bedient. Geliefert wird per Schiff oder Flugzeug aber auch Südamerika und Südafrika.