Bochum. . Regisseur Paul Koek zaubert aus Hermann Hesses Kultroman eine berauschende Aufführung. Vor allem die Videoprojektionen beeindrucken.

  • Stürmischer Jubel für das Ensemble und das gut gelaunte Regieteam
  • Regisseur Paul Koek arbeitet gern auf der Grenze zwischen Theater, Musik und Kunst
  • Wummernder Klangteppich und Videoclips von selten gesehener Raffinesse

Die Neugierde ist groß, die Plätze für die Premiere seit Wochen ausverkauft, denn alle wollen wissen: Wie bringt Regisseur Paul Koek wohl Hermann Hesses Roman „Der Steppenwolf“ auf die Bühne? Und werden Literaturfreunde ihr Lieblingsbuch überhaupt wiedererkennen? Die Antwort nach knapp zwei Stunden fällt eindeutig aus: Stürmischer Jubel ergießt sich übers Ensemble und das gut gelaunte Regieteam.

Worum geht’s?

Hermann Hesse schrieb seinen wegweisenden Roman im Jahr 1927. 90 Jahren später gilt das Buch immer noch als Klassiker, weil sich viele in der Hauptfigur des Harry Haller wiedererkennen, der unter seinem bieder-bürgerlichen Leben leidet und sich in eine Welt voller Begierde, Lust und Drogen hinein träumt: dem „magischen Theater“. Vor allem für die 68er Generation avancierte der „Steppenwolf“ zum Kultroman.

Wie ist die Regie?

Wer Paul Koeks frühere Arbeiten wie „Candide“ und seine tollkühne „Moby-Dick“-Adaption kennt, weiß, dass der niederländische Theatermacher gern auf der Grenze zwischen Theater, Musik und Kunst wandelt. Beim „Steppenwolf“, so scheint es, bietet sich dieser Ansatz besonders gut an, denn auch Hesses Selbstfindungstrip bricht mit Gewohntem und fällt aus dem Rahmen, was Paul Koek in seiner Bühnenadaption dankbar aufgreift.

Wie ist die Musik?

Koeks Spezialität ist es, seinen Aufführungen eine besonders musikalische Note zu verleihen. Beim „Steppenwolf“ findet er in dem niederländischen Musiker und Video-Künstler Jeroen Hofs einen kongenialen Mitstreiter. In der elektronischen Musikszene ist Hofs unter dem Künstlernamen „Eboman“ bekannt und zaubert in den Kammerspielen einen wummernden Klangteppich und Videoclips von selten gesehener Raffinesse auf die Bühne. Das ist selber magisches Theater, überdeckt in seiner knallbunten Ästhetik aber bisweilen die Abgründe, die in dem Text lauern.

Wie sind die Schauspieler?

Der wunderbare Roland Riebeling als Harry Haller: Das passt, auch wenn er etwas zu jung für die Rolle des bald 50-Jährigen ist. Wie er gar furchtbar auf die Welt schimpft und dabei den Wolf in sich entdeckt, das ist stark gespielt. Auch das übrige Ensemble ist sehenswert: allen voran Therese Dörr als betörende Hermine und erneut die erstaunlich wandelbare Raphaela Möst als junge Maria.