Bochum. . Hermann Hesses Roman kommt im Schauspielhaus auf die Bühne. An Sounds und Effekten tüftelt der Videokünstler Jeroen Hofs.

Ob in „Moby Dick“ oder in den „Drei Schwestern“: Die Theaterarbeiten des Regisseurs Paul Koek wandeln nicht selten auf der Grenze zwischen Schauspiel, Musik und Kunst. Wie er Tschechows Jahrhundertdrama in ein dreieinhalb geschossiges Wohnhaus brachte, bleibt unvergessen.

Der niederländische Regisseur erschließt sich Dramen gern über ihren Klang, ihren Rhythmus. Das scheint auch bei der Adaption des berühmten Romans „Der Steppenwolf“ von Hermann Hesse so zu sein, mit der sich Paul Koek nach knapp vier Jahren Pause am Schauspielhaus zurück meldet.

Doch diesmal, so verrät ein Blick in den Proberaum, ist alles noch eine Spur größer. Vor allem technisch fahren Koek und sein Team Geschütze auf, die den Zuschauer verblüffen und gewiss auch überwältigen sollen. „Was wir hier vorhaben, ist technisch ungeheuer kompliziert“, verrät Dramaturg Olaf Kröck. „Keine Ahnung, ob uns das gelingt, aber wir sind guter Dinge.“

Eboman sorgt für die Videos

Vor allem einem Künstler dürfte während der Aufführung eine zentrale Rolle zukommen. Es ist der Musiker Jeroen Hofs, bekannt unter seinem Künstlernamen „Eboman“, der für die Sounds und die Videoarbeiten zuständig ist. Diese wird er live auf der Bühne einspielen und auf eine Leinwand projizieren. „Fürs Theater habe ich bislang nur selten gearbeitet“, sagt er. „Für mich ist das eine neue Herausforderung, und für die Schauspieler gewiss auch.“

© Christina Querfurt

Jeroen Hofs stammt aus der elektronischen Musikszene. In den 90er Jahren zur Hochphase von Trip-Hop und Drum’n’Bass arbeitete er für namhafte Künstler wie Fatboy Slim und The Prodigy und entwickelte für sie digitale Projektionen. Den Videoarbeiten ist er seither treu geblieben – und je größer der technische Fortschritt auf diesem Gebiet wurde, desto aufwändiger und ausgeklügelter wurden seine Videos.

Harry Haller landet im „magischen Theater“

Sein technisches Equipment aus Computern, Instrumenten und einer 3D-Kamera hat Jeroen Hofs aus seinem Studio in Amsterdam nach Bochum gebracht. Gemeinsam mit dem Regieteam puzzelt er gerade am „Steppenwolf“.

Wer den Roman kennt, der weiß, dass Hauptfigur Harry Haller (auf der Bühne gespielt von Roland Riebeling) dort am Ende in einer merkwürdig surreal anmutenden Phantasiewelt landet: dem „magischen Theater“. „Was genau dies für ein Ort ist, darüber ist in der Literaturgeschichte viel spekuliert worden“, sagt Olaf Kröck. Am Schauspielhaus gibt es den ehrgeizigen Plan, den psychedelischen Trip auf die Bühne zu bringen – und das erfordert Finesse.

Die 3D-Kamera fängt die Schauspieler dafür auf der Bühne ein und verfremdet sie auf der Leinwand zu bizarren Wesen. Wie genau das aussehen wird, ist bislang noch schwer vorstellbar – macht aber schon jetzt Lust auf den Bochumer „Steppenwolf“ mit einem großen Regisseur, mit viel Video, Musik und jeder Menge Zauberei.

Paul Koek ist studierter Schlagzeuger

Paul Koek (62) studierte Schlagzeug in Den Haag, ehe er sich dem Theater zuwandte. Seine gemeinsam mit Johan Simons erarbeitete Inszenierung von Horváths „Kasimir und Karoline“ wurde 2010 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Die Premiere von „Der Steppenwolf“ steigt am 4. Februar, 19.30 Uhr, in den Kammerspielen. Eine öffentliche Probe findet am 31. Januar um 20 Uhr statt (Karten: 5 Euro).