Bochum. . Eltern suchen Namen in der Familie und im Internet. Kinder sollen vor allem klangvoll und zeitlos heißen. Individualität ist dabei eher zweitrangig.

  • Die Auswahl des Vornamens für das Baby beschäftigt Eltern intensiv. Eltern finden, es gibt mehr schöne Mädchennamen
  • Mütter und Väter suchen keine exotischen Namen, sondern bevorzugen eher Klassiker
  • Oft helfen die Namen geliebter Großeltern weiter, und es auch nur für den zweiten Vornamen

Die Dauerbrenner nicht lang vergangener Dekaden verschwinden vollkommen von der Bildfläche und die Begeisterung für historische Juwelen flackert auf. Wer sich aktuell in der Kinderschar der Stadt umsieht, entdeckt eine breite Palette klassischer, klangvoller und zeitloser Namen. Doch wie finden die Mamas und Papas den einen, den richtigen Namen für ihr Kind?

In der Hebammenpraxis am Wiesental tummeln sich etliche Babys und an diesem Vormittag tanzt dort namenstechnisch niemand aus der Reihe: Lucy, Moritz Elias, Philip, Theo Emil, Janna, Hannah und Anton Maximilian. „Dass meine Tochter Janna heißen soll, steht schon fest, seit ich zehn Jahre alt bin. Es gab da ein Mädchen, das war etwas älter als ich und ich fand den Namen ganz toll. Meinem Mann hat er auch gefallen und so konnte ich die Janna durchsetzen“, erzählt Ulrike Kollmann (44).

Familienamen bleiben lebendig

In Familie Zebeljan war es Vater Oliver, der seinem Opa Theo ein Denkmal setzen wollte. „Ich habe eine Weile gebraucht, um mich mit dem Namen anzufreunden, und den zweiten Namen haben wir dann von meinem Opa dazu genommen“, berichtet Nina Zebeljan. Wichtig sei ihnen, dass Namen auch als Erwachsene gut funktionieren, sagt die 32-Jährige. Auch Julia Kramer (36) dachte bei der Namenswahl an ihren Opa und nannte ihren ersten Sohn Paul Konrad: „Opa Konrad war mein Lieblingsopa. Ich bin als Kind immer mit meinem Schlafsack die Treppe runter gerutscht und habe frühmorgens mit ihm gefrühstückt.“

Ein Kind in der Hebammenpraxis am Wiesental.
Ein Kind in der Hebammenpraxis am Wiesental. © Jürgen Theobald

Während manche dank Opa oder Oma schnell auf den Punkt kommen bei der Namenswahl, diskutieren andere lange hin und her inklusive einiger Entgleisungen, die der Partner als indiskutabel einstuft. „Ich fand Cindy ganz schlimm. Da denke ich an etwas Großes und Pinkes. Es hat sich dann ewig hingezogen, bis kurz vor der Geburt. Ich hatte sogar eine Vornamen-App. Ein braver Name hätte nicht so zu uns gepasst, eine Marie zum Beispiel. Lucy fanden wir dann beide schön“, berichtet Nadine Bünten (41).

Top Ten manchmal Zufall

Obgleich ein Platz auf den Top Ten-Listen bei den befragten Eltern eher ein Ausschlusskriterium war, passiert es eben doch, dass es einer dieser sehr beliebten Namen wird, weil der Zufall es so will. Bei Regina Mühlenhoff war Großmutter Johanna der rote Faden: „Wir fanden Johanna zu lang und so erhaben, zum Beispiel die Johanna von Orléans. Mir war es wichtig, dass es ein deutscher Name ist, weil wir Mühlenhoff heißen. Bei Hannah fand ich schön, dass es ein Palindrom ist, also vorwärts und rückwärts gleich zu lesen.“ Hannah war 2016 auf Platz vier der Top Ten.

>> Info:

Der Trend zu alten Namen hält nach Erfahrung von Pädagogin Annette Mackowiak (39) von der Hebammenpraxis am Wiesental an, aber er entwickele sich auch durchaus weiter: „Besondere Namen wie Jolanthe oder Elisabeth kommen heutzutage immer öfter vor. Wenn man das Kind anschaut, erlebt man diese Namen ganz neu.“

Doch Eltern seien auch für Überraschungen gut. „Ein Baby heißt Andreas. Das hatte ich in den letzten Jahren auch noch nie“, so die Kursleiterin. Die befragten Mütter waren sich darüber einig, dass es leichter sei, einen schönen Mädchennamen zu finden als einen Jungennamen.