Gerthe. . In Workshops werden nun Ideen für eine Neuordnung der Gerther Innenstadt gesucht. Basis ist der Erhalt des Lothringen-Verwaltungsgebäudes.

  • Experten suchen Lösungen gegen den fortschreitenden Verfall des Geschäftszentrums
  • Im Verwaltungsbau der ehemaligen Zeche Lothringen könnten Seniorenwohnungen entstehen
  • Dessen Erhalt oder Abriss hätte Folgen für Handel und Handwerk im Stadtteil

Das Gerther Zentrum verödet zusehends. In der Fußgängerzone und auf der Bethanienstraße häufen sich die Leerstände, es fehlt die räumliche Verbindung zum Bereich Lothringen als Nahversorgungs-Schwerpunkt.

Jetzt sollen alle städtebaulichen Strukturen im Bereich Gerther-, Bethanien-, Lothringer Straße und Auf der Panne auf den Prüfstand. Basis war das breite Echo, das die Bürgerinitiative für den Erhalt des alten Verwaltungsgebäudes Lothringen erfuhr; weit mehr als 5000 Gerther stehen hinter der Idee, das als stadtbildprägend geltende Ensemble vor der Abrissbirne zu bewahren. Diese droht, weil Aldi und Rewe sich dort erweitern wollen.

Architekten und Händler sind mit von der Partie

Workshops wurden ins Leben gerufen unter Federführung der Wirtschafts-Entwicklungsgesellschaft Bochum als Eigentümerin des Verwaltungsgebäudes. Der erste befasste sich mit dem Thema Wohnen. Dazu hatte Bezirksbürgermeister Heinrich Donner 40 Personen eingeladen, darunter Architekten, Händler, Vertreter der Initiative und der ansässigen Discounter, der NRW-Bank und potenzielle Investoren.

Fazit der Auftaktdebatte: „Mit dem Lothringen-Gebäude passiert nichts, bevor nicht ein Konzept zur Neugestaltung Gerthes vorliegt“, sagt Heinrich Donner.

Das Verwaltungsgebäude der ehemaligen Zeche Lothringen soll nach dem Willen der meisten Gerther erhalten bleiben.
Das Verwaltungsgebäude der ehemaligen Zeche Lothringen soll nach dem Willen der meisten Gerther erhalten bleiben. © Dietmar Wäsche

Erhalt oder Abriss des Baus wird Auswirkungen auf das gesamte Gerther Zentrum haben. Dabei sind die Vorschläge für eine Neunutzung des historischen Gebäudes schon ganz konkret: In der Hochparterre könnten Unternehmen untergebracht werden, darüber Senioren-/Mehrgenerationenwohnungen, ganz oben wäre noch Platz für Büros. „Es haben sich schon Leute gemeldet, die an dieser Wohnform Interesse haben“, sagt der Bezirksbürgermeister.

Dienstleister, Café und Treffpunkt

Eine groß ausgebaute Empfangshalle eigne sich als sozialer Angelpunkt, etwa mit Café, ergänzt durch Dienstleister, die auf künftige Mieter zugeschnitten wären, wie Essens- und Pflegeanbieter, Sanitätshaus, Apotheke. Donner: „Wir waren uns einig, dass wir von der Bausubstanz ausgehend eine Nutzung suchen.“

Zur Debatte steht auch die wenig attraktive Fußgängerzone Gerther Straße. Soll der Handel dort bleiben oder soll dort ein Wohnquartier entstehen? „Es gibt die Anregung, die Geschäfte zur Bethanienstraße zu verlagern, wo sie ursprünglich angesiedelt waren, bis die Ladenlokale zu klein wurden.“ In diesem Zuge müsste der versteckte Durchgang zum Lothringen-Gelände neu gestaltet werden.

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Im nächsten Workshop im Frühjahr steht der Handel im Fokus. Dann werden Antworten gesucht auf die Frage, warum es so viele Leerstände gibt; „offenbar ist der Standort nicht attraktiv genug, oder die Läden sind zu klein“, mutmaßt Henry Donner. Zuletzt wird es ums Gewerbe gehen.

Strahlkraft auf Handel und Gewerbe

Alle Maßnahmen werden sich auf eine Neuordnung der Gerther Mitte auswirken, darunter die Pläne der katholischen Kirche, am Standort Krankenhaus Maria Hilf Altenwohnungen zu bauen. „Zurzeit wird das Verkehrskonzept für den Bochumer Norden erarbeitet; dort müssen die Veränderungen berücksichtigt werden.“ Ob Neubaugebiete für junge Familien wie Hiltroper Wohnpark oder sozialer Wohnungsbau – auch das hat Strahlkraft auf Handel und Dienstleister im Stadtteil.

Ende des Jahres – nach dem dritten Workshop zum Handel – wird es eine Entscheidung geben. Auf die Frage nach der Finanzierung der Pläne sagt Heinrich Donner: „Wir sind von der Hoffnung getragen, dass wir ein Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) für Gerthe bekommen. Ziel ist es, mittelfristig den Prozess des Zerfalls umzukehren.“

>> INFO: Schautafeln stehen im Amtshaus

Eine Grafikerin hat noch während des ersten Workshops die zentralen Ergebnisse und Forderungen der Arbeitsgruppen skizziert.

Sie sind ab sofort im Amtshaus Gerthe, Heinrichstraße 42, vor dem Sitzungssaal (obere Etage) auf großen Schautafeln zu sehen.