Bochum. Dr. Markus van den Hövel ist erneut ins italienische Manoppello gereist. Dort wurde eine uralte Prozession mit dem Schweißtuch Christi wiederbelebt.
Es ist eine der ergreifendsten Reliquien des Christentums: der Manoppello-Schleier, das Tuch, das auf dem Antlitz der Leiche von Jesus Christus gelegen haben soll. Nur wenige kennen sich mit diesem heiligen Stoff aus Muschelseide so gut aus wie der Bochumer Richter Dr. Markus van den Hövel. Ein Interview.
WAZ: Sie waren jetzt im italienischen Manoppello, wo das Tuch in einer Kirche aufbewahrt wird. Warum?
Dr. Markus van den Hövel: In Manoppello ist am 15. Januar dieses Jahres die älteste Prozession der Welt wiederbegründet worden, die Papst Innozenz III. 1208 in Rom initiiert hat, jährlich am 3. Januarsonntag mit dem Schweißtuch Christi, auf dem sich das authentische Antlitz Christi befindet, vom Petersdom zum Hospital Santo Spirito zu ziehen und dort die Kranken zu segnen. Damals kamen so viele Menschen zu dieser Prozession nach Rom, dass sie sich zum Teil gar totgetrampelt haben. Im letzten Jahr hat diese Prozession in Rom erstmalig nach rund 600 Jahren wieder stattgefunden, jedoch mit einer Kopie des Manoppello-Schleiers. Hier in Manoppello nun wurde erstmals wieder mit dem Originaltuch in einer kleinen, berührenden Prozession der Segen „omnis terra“ erteilt, und das bei Schnee und Eis in den Abruzzen!
Wie ist die Haltung des Vatikans zum Manoppello-Schleier bzw. zur Frage seiner Echtheit?
Als Papst Benedikt XVI. 2006 Manoppello erstmalig besuchte, verstanden das viele im Vatikan nicht. Inzwischen erleben wir den Wandel. Erzbischof Gänswein, der Präfekt des Päpstlichen Hauses, hat im letzten Jahr in Rom unzählige Menschen mit der Manoppello-Kopie gesegnet. In diesem Jahr hat nun ein Richter des höchsten Gerichtshofes der katholischen Kirche, Monsignore Ciani, die Prozession mit dem authentischen Schweißtuch Christi in Manoppello geleitet. Früher hat derselbe Richter im Petersdom eine Kopie des Schweißtuches als echt gezeigt, heute bekennt er offen, das Original sei 1527 aus Rom verschwunden und heute in Manoppello zu finden – das ist ein Quantensprung!
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Warum sind Sie überzeugt, dass das Tuch auf dem Antlitz Jesu lag?
Die übernatürliche Entstehung des Gesichtsabdrucks ist nach zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen, die nach wie vor keine plausible, mit unseren naturwissenschaftlichen Erkenntnissen kompatible Erklärung gefunden haben, die einzige plausible Begründung. Denn wie sollte – als Gegenthese formuliert – jemand einen derartigen Gesichtsabdruck zum Beispiel im Mittelalter so fälschen können, dass wir ihn heute mit modernsten naturwissenschaftlichen Methoden nicht analysieren beziehungsweise verifizieren können? Hinzu kommen unerklärliche 3-D-Eigenschaften, die kein Gemälde auf der Welt aufweist; es gibt weltweit kein vergleichbares Objekt, vom berühmten Turiner Grabtuch abgesehen.
„Es ist die transzendentale Realpräsenz Christi, die man dort spüren kann“
Insoweit wiederum hat man festgestellt, dass die Gesichter auf beiden Tüchern sich bis in kleinste Details hinein entsprechen. So finden sich etwa auch marginale Verletzungsspuren, die auf dem Turiner Tuch mit dem bloßen Auge gar nicht sichtbar sind, auf dem Manoppello-Schleier wieder.
Wie aber sollte man etwas 1:1 imitieren oder fälschen können, das man gar nicht sieht? Das kann kein Mensch!
Ist somit das Turiner Tuch das Leichentuch, dann drängt sich auf, dass der Manoppello-Schleier mit dem kongruenten Jesusgesicht und kongruenten Verletzungen das im Johannes-Evangelium beschriebene Schweißtuch ist, das auf dem Gesicht Jesu gelegen hatte.
Was geht in Ihnen vor, wenn Sie - wie neulich - die körperliche Nähe dieser Reliquie spüren?
Ich bin seit 2006 regelmäßig ein- oder zweimal jährlich in Manoppello. Der Anblick des hauchdünnen, transparenten Muschelseidentuches mit dem Christusantlitz berührt und fasziniert mich immer wieder, es ist die transzendentale Realpräsenz Christi, die man dort spüren kann. Und die Anzahl der Pilger weltweit, die ähnlich empfinden, nimmt jährlich zu.