Bochum. . In der Klosterkirche Stiepel leuchten zwei bedeutende Kirchenfenster, die ein Mönch geschaffen hat. Sie sollen zumindest in Deutschland einzigartig sein.

Tief hinten in der Stiepeler Klosterkirche, im Chorgestühl der Mönche, leuchten zwei Kirchenfenster, die zumindest in Deutschland einzigartig sein sollen. Sie zeigen das Anlitz Jesu Christi — einmal auf der Basis des „Turiner Grabtuches“ und einmal auf der Basis des „Manoppello-Schleiers“. Dr. Markus van den Hövel (52), ein Kenner dieser weltberühmten Reliquien und Mitglied im Kirchenvorstand des Klosters, ist begeistert und berührt von dem Kunstbesitz: „Ich kenne keine Kirche, die diese beiden Motive auf Kirchenfenstern so zeigt.“

Die Jesus-Bilder strahlen eine unerhörte Erhabenheit aus. Auf den ersten Blick wirken sie eher schlicht, aber gerade in dieser Einfachheit verdichtet sich das Allerheiligste. Von den Besucherbänken kann man sie nicht sehen, nur vom Altarbereich aus. Für die 16 Mönche sind sie aber von überragender Bedeutung. 3,5 Stunden beten und singen sie täglich im Chorgestühl, in Deutsch und in Latein, dabei stets die Fenster vor Augen und damit das Abbild des Gekreuzigten. „Alle unsere Gebete haben Christus zum Zentrum“, sagte Pater Prior Pirmin Holzschuh. Da könne man sich die Fenster „nicht idealer vorstellen“. Es sei „wichtig, dass man eine gute Atmosphäre hat zum Beten“.

Fenster zeigt Gesicht vom Turiner Grabtuch

Das linke zeigt das Gesicht Jesu vom „Turiner Grabtuch“, die bedeutendste Reliquie der Christenheit: Das 4,40 x 1,10 Meter große Leinentuch, in das der Leichnam Jesu in Jerusalem gehüllt gewesen sein soll. Es sei „der am meisten erforschte Gegenstand der Welt“, wie van den Hövel sagt. Er hält das Tuch, das im Turiner Johannesdom aufbewahrt wird, für echt. Das Tuch weise – zum Beispiel - keinerlei Farbe, aber 65 000 Hell-Dunkel-Schattierungen auf; das könne kein Maler fälschen.

Pater Pirmin Holzschuh mit einer Abbbildung des zweiten Jesus-Fensters auf der Basis des Turiner Grabtuch.
Pater Pirmin Holzschuh mit einer Abbbildung des zweiten Jesus-Fensters auf der Basis des Turiner Grabtuch. © FUNKE Foto Services

Das rechte Kirchenfenster im Chorgestühl zeigt das Gesicht Jesu, wie es auf dem „Manoppello-Schleier“ zu sehen ist. Dieser Schleier aus extrem kostbarer Muschelseide soll direkt über dem Grabtuch nur auf dem Gesicht des Leichnam gelegen haben. Heute wird er in einer Kirche im italienischen Städtchen Manoppello in den Abruzzen aufbewahrt. Auch hierbei ist die Echtheit umstritten. Van den Hövel glaubt trotzdem „ohne Wenn und Aber“, dass auch diese Reliquie keine Fälschung ist. „Das Gesicht, ebenfalls ohne Farbe und organische Substanzen, ist übereinstimmend mit dem Turin-Gesicht, bis in kleinste Details, die Sie mit bloßem Auge nicht sehen können. Wie sollte ein Maler etwas fälschen, das er gar nicht sehen kann? Es gibt keine schlüssigen Gegenargumente“. Auch Pater Prior schließt sich dem an: „Ich bin von der Echtheit des Schleiers von Manoppello überzeugt.“

Fenster von Künstlermönch geschaffen

Geschaffen wurden die Kirchenfenster von einem Künstlermönch. Mit bürgerlichem Namen heißt er Wilfried Statt, heute lebt er im Mutterkloster der Stiepeler Zisterzienser-Mönche im österreichischen Stift in Heiligenkreuz (92 Mönche) und nennt sich Frater (Bruder) Raphael. „Kunstwerke sind Gebet“, sagt er.

Pater Prior Pirmin Holzschuh ist sehr froh, dass diese Werke seit 2007 das Kloster Stiepel zieren. „Sie sind für uns Mönche sehr bedeutend, weil sie ein Mitbruder geschaffen hat.“ Außerdem seien sie farbenprächtig und ausdrucksstark.