Bochum. Nach dem Bericht über die drohende Schließung des Sinn-Leffers-Hauses gibt es neue Einzelheiten. Gewerkschaft stellt sich vor Beschäftigte.
- Verdi spricht erstmals von gestarteten Sozialplangesprächen
- Insolvenz-Anwalt-Sprecher betont: Mietvertrag nicht gekündigt
- Es droht ein Leerstand von über 5000 m² Verkaufsfläche in der City
Zum drohenden Sinn-Leffers-Aus an der Kortumstraße drangen am Montag weitere Einzelheiten an die Öffentlichkeit. Verdi-Handelssekretär Michael Sievers: „Nach meinen Informationen geht es bei den derzeit laufenden Gesprächen um einen Sozialplan. Mir scheint es, dass hier Beschäftigte, die jahrelang gute Arbeit geleistet haben, nun für die Fehler anderer büßen müssen.“ Die Verhandlungen zum Sozialplan sollen in der nächsten Woche fortgesetzt werden.
Noch soll es keine Kündigungen geben
Seitens der Sanierungsgeschäftsführung hieß es am Montag lediglich, dass der Mietvertrag für Sinn-Leffers durch den Hausbesitzer bislang nicht gekündigt worden sei. Der im Raum stehende angebliche Schließungstermin Ende April blieb dabei unkommentiert. Darüber hinaus erfuhr die WAZ, dass das Hagener Unternehmen bislang in Bochum noch keine Kündigungen ausgesprochen habe.
Wie hauchdünn der Hoffnungsfaden für den Weiterbetrieb des Textilhauses mit seinen 5645 Quadratmetern Verkaufsfläche auf insgesamt fünf Etagen mittlerweile trotzdem geworden ist, zeigt auch die von einem Makler geforderte ansehnliche Monatsmiete von 80 000 Euro. Deshalb nimmt es nicht Wunder, dass der Makler auch die Möglichkeit einer Vermietung von Teilflächen einräumt.
Recht hohe Mietforderungen
Die auf das Jahr hochgerechnete Summe von fast einer Millionen Euro, so ein Kenner der Situation des Bochumer Einzelhandels, müsse erst einmal umgesetzt werden. Wenn sich der Vermieter jetzt nicht im letzten Augenblick doch noch bewegt, gebe es wohl keine Alternative zur Schließung.
Vor allem vor dem Hintergrund des geplanten neuen Einkaufszentrums mit einer Brutto-Verkaufsfläche von 20 000 Quadratmetern würde ein drohender Leerstand von über 5000 Quadratmetern in absoluter City-Top-Lage die Innenstadt zusätzlich schwächen.
Das sagen die Kunden
"Es ist wirklich schade, dass Sinn-Leffers seine Filiale schließen wird. In der Bochumer Innenstadt gibt es eh immer weniger Modegeschäfte. Für das Zentrum ist es auch gar nicht gut, wenn immer mehr Geschäfte leerstehen – gerade wenn es ein so großes wie das Sinn-Leffers-Geschäft ist. Wir haben hier jetzt eigentlich nur noch Baltz. Deswegen sage ich nochmal: Es ist wirklich schade." Katharina Grabe (27), Bochum
"Man muss ganz klar sagen: Jetzt ist die Stadt Bochum um eine Bereicherung ärmer. Eigentlich ist jetzt nur noch Balz eine gute Adresse. Durch den Leerstand wird die Innenstadt trostlos wirken. Ich persönlich kaufe zusammen mit meinem Mann auch lieber im Ruhrpark ein, weil wir direkt um die Ecke in Gerthe wohnen. Wenn wir da nichts finden, fahren wir in die Innenstadt." Edita Tolksdorf (79), Gerthe
"Ich wohne zwar in Witten-Bommern, bin aber eine Ur-Bochumerin und fände es schade, wenn Sinn-Leffers weggeht. Das Angebot ist gut und das Personal ist freundlich. Es wäre schade, wenn man nur noch im Ruhrpark Sinn-Leffers bekommen könnte. Für meinen Mann und mich wäre eine Schließung in der Innenstadt ein weiterer Grund, nicht mehr nach Bochum zu kommen." Annelie Rehder (74), Witten
"Ich bin über den Weggang stinksauer. Und ich hoffe auch, dass sich unser Oberbürgermeister dagegen engagieren wird. In der Bochumer Innenstadt ist einfach immer weniger los. Was Mode angeht kann man in Bochum eigentlich von einer Balz-Dominanz sprechen. Balz an sich ist ja nicht schlecht, aber es ist schade, denn: Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft." Gerd Krüger (67), Bochum