Bochum. .

Der weiße Wal ist eine Frau. Sie girrt und quietscht Walgesänge und sie spuckt hohe Fontänen. Doch sie spricht auch. In „Moby Dick – das Konzert“, der neuen Aufführung der Leidener Veenfabriek im Schauspielhaus Bochum, geht es zwar um den Stoff, den Herman Melville in seinem 1851 erschienen Jahrhundert-Roman zu Papier brachte, allerdings nicht in Form der berühmten Abenteuergeschichte.

In insgesamt fünf Monologen hat der flämische Autor Peter Verhelst nicht die verhängnisvolle Jagd ins Zentrum gesetzt, sondern eine zuweilen trivial anmutende Existenzphilosophie – der Mensch auf dem Schiff als „Bakterie“ zwischen der Unendlichkeit des Weltalls und der Abgründe der Tiefsee. Darauf geben von Bochumer und niederländischen Darstellern gespielte Charaktere ihre individuellen, unterhaltsamen Antworten.

Ein großes Guckauge über dem Geschehen ermöglicht dem Zuschauer in Bochum den Blick ins All, übers Meer, in die Tiefe, stets passend zum Geschehen. Die Monologe werden eingewebt in einen steten Klang- und Soundteppich. Über den Ursprung des Lebens denkt anfangs der hübsche Wal (erinnerungswürdig: Therese Dörr) nach, die Männer - im Krähennest, am Ruder und am Sextanten - retten sich in vermeintlich rationale Zahlenmystik, in Philosophie und in Erinnerungen an Heimat. Das ist zuweilen glänzend seebärig-skurril gespielt.

Das Gemisch von Regisseur Paul Koek aus Sound und Bildern ist stimmig: So sollte ein Konzert sein, so darf Theater gerne sein, das Buch müsste man selber lesen.