Innovationsminister Pinkwart stellte Gründungsbeauftragte für neue Fachhochschule für Gesundheitsberufe vor
Sabine Vogt
Der Gesundheitscampus am Standort Bochum steht nicht in Frage. Das versicherte NRW-Wissenschaftsminister Prof. Andreas Pinkwart bei seinem Besuch in Bochum am Freitagmorgen. Er reagierte damit vor allem auch auf die anhaltende Kritik der Essener, die im Wettbewerb unterlegen waren und Bochum gar „Etikettenschwindel” vorwerfen.
„Wir hatten eine hervorragende Jury, die sich mit großer Mehrheit für Bochum entschieden hat. Ich habe keinen Zweifel, dass dies wohl abgewogen geschah. Diese Entscheidung hat die volle Unterstützung der Landesregierung.” Er sei sich sicher, dass sich die Wogen glätten werden. An die Adresse Essens mahnte der Minister, diese „gute Entscheidung” zu akzeptieren und zuzusehen, wo man Partner werden könnte.
Der Zuschlag für Bochum ist in die Kritik geraten, seit die Kommunalaufsicht dem Haushalt der Stadt Bochum die Genehmigung verweigert hat. Bochum hatte zehn Millionen Euro an Eigenleistung versprochen. Mitbewerber Essen versucht seither, beim Land zu intervenieren und die Entscheidung noch zu drehen.
Pinkwart war nach Bochum gekommen, um die staatlichen Gründungsbeauftragten der neuen Fachhochschule für Gesundheitsberufe, das künftige Herzstück des Gesundheitscampus, vorzustellen: Designierte Präsidentin ist Dr. Anne Friedrichs (45), Professorin für Sozialrecht. Sie war bereits u.a. Präsidentin der Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven, Vorsitzende des Hochschulrates der FH Bielefeld und Mitglied des Wissenschaftsrates.
Ihr Vize wird Werner Brüning (42), bislang Dezernent für Personal und Organisation an der Uni Münster und Mitglied der Kommission für die hochschulübergreifende Fortbildung NRW. Er wird die Aufgaben der Wirtschafts- und Personalverwaltung in Bochum übernehmen.
Bundesweit wird es die erste Fachhochschule für Gesundheitsberufe sein mit 1000 Studienplätzen. Adressaten sind Logopäden, Physio- und Ergotherapeuten, Altenpfleger und Hebammen, bislang medizinische Hilfsberufe, die damit akademisch weiterentwickelt werden.
Anne Friedrich: „Grund sind der gesellschaftliche Wandel und ständige Fortschritte in der Medizin, die die Anforderungen auch an die nicht-ärztlichen Heilberufe erhöhen; auch im Gesundheitsmanagement an Krankenhäusern.” Es soll einen Schulterschluss geben mit der Uni Witten-Herdecke und gemeinsame Forschungsprojekte mit der Ruhr-Uni Bochum. Zunächst ist nur ein Bachelor-Abschluss vorgesehen; ein Master könnte, so Friedrich, später hinzukommen. Um vor allem auch den Schulterschluss mit den Verbänden zu finden, soll ein Beirat die Gründungsphase begleiten.
Starten soll der Studienbetrieb zum Wintersemester 2010. Werner Brüning: „Es wird eine räumliche Interimsphase geben, offen ist auch, ob die Fachhochschule ein Neu- oder Umbau wird.” 45 000 Quadratmeter wird ihr in Uni-nähe zur Verfügung gestellt.
Am Freitag noch unternahmen
die Gründungsbeauftragten mit der EGR (Entwicklungsgesellschaft Ruhr-Bochum) eine Tour durch die Stadt auf der Suche nach möglichen Zwischenlösungen. In Frage kommen Leerstände an der Castroper Straße (ehemalige Polizeikaserne) und Büroflächen an der Universitätsstraße. Denn das designierte Präsidententeam wird seine Arbeit bereits zum 1. Juli aufnehmen.
Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz versicherte, dass die zehn Mio € an Eigenleistung gesichert seien, „egal, ob genehmigter Haushalt oder nicht”. Der Campus genieße Priorität. Überdies hätten auch andere Bewerber finanzielles Engagement versprochen.