Bochum. Kommt es in den nächsten Jahren zu einer deutschen Mond- oder Mars-Mission, ist auch die Bochumer Sternwarte mit im Boot. Auch gibt es Überlegungen, ein Institut, das Satelliten baut, von Marburg nach Bochum zu verlegen. Zunächst muss aber der Bund dem Projekt zustimmen.

Um den Mars weiter zu erforschen, haben sich vor geraumer Zeit auch deutsche Wissenschaftler dazu entschlossen, eine Sonde zum roten Planten zu schicken. Käme es dazu, wäre die Sternwarte Bochum mit von der Partie. Machbarkeitsstudien halten sowohl eine unbemannte deutsche Mondmission als auch eine Marsmission für möglich. Der Direktor der Sternwarte, Thilo Elsner, der zusammen mit dem privaten Raumfahrtunternehmen Amsat aus Marburg an den Studien arbeitet, sieht beide Missionen als technisch durchführbar an.

Beide Organisationen befassen sich seit Jahren mit der Möglichkeit interplanetarer Satelliten-Missionen. „Wir sind im Frühjahr vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit den vorbereitenden Studien beauftragt worden”, so Elsner. Allerdings hatte das DLR kurz darauf eine Überraschung parat: Der Vorbereitungs-Auftrag wurde vom Mars zum Mond „umgeswitcht”: Die Bundesregierung, die die DLR beauftragt, hatte als neues Forschungsziel den Erdtrabanten anvisiert. „Vom Erfolg einer Mondmission würde dann ein zukünftiges Projekt Mars abhängig gemacht”, erläutert Elsner. Was den Sinneswandel bewirkt haben könnte, darüber kann er nur spekulieren.

Mission kann frühestens 2015 beginnen

Wenn auch manches noch ungewiss ist an der Mondmission, die frühestens 2015 starten kann, so steht eines fest: die Sternwarte Bochum und Amsat wären in der Lage, alle Voraussetzungen zu bieten: Amsat, ein Zusammenschluss von Wissenschaftlern, Technikern, Ingenieuren und interessierten Amateuren aus ganz Europa, liefert die Technik des etwa Kleinwagen-großen Satelliten, die Sternwarte steuert ihn.

Mit ihrer 20-Meter-Parabolantenne ist Bochum nach Elsners Einschätzung die einzige Sternwarte in Deutschland, die dazu in der Lage ist. Das Wechselspiel zwischen Bochum und Marburg, das seit 1996 besteht, könnte im Zuge der Mond/Marsmissionen noch enger werden. „Die Amsat ist mit ihrer räumlichen Unterbringung in Marburg unzufrieden. Es gibt konkrete Überlegungen, das Institut – und damit den Satelliten-Bau – möglicherweise nach Bochum zu verlagern.”

Regierung muss Projekt erst beschließen

Sowohl beim Mond- als auch beim Marsprojekt sollen Sonden auf den Nachbar-Himmelskörpern abgesetzt werden. Dabei geht es den Wissenschaftlern z.B. um das Sammeln von Daten, die Aufschluss über die Entstehung des Mondes geben könnten – eine Frage, die bei den Apollo-Landungen der 1970er Jahre weniger im Fokus stand.

Offen bleibt allerdings, ob es überhaupt zu den ambitionierten Raumflugprojekten, bei dem Bochum der Horchposten ins All wäre, kommen wird. Zunächst müsste das Mond-Projekt von der neuen Bundesregierung nach der Wahl formell beschlossen werden. Kostenpunkt: mindestens 1,5 Milliarden Euro.