Bochum. Am 30. August können rund 300.000 Bochumer wählen gehen. Bisher haben aber erst knapp 32.000 Bürger davon Gebrauch gemacht. Es zeichnet sich noch keine hohe Wahlbeteiligung ab.
Noch acht Tage bis zur Kommunalwahl. Wie viele der rund 300 000 Wahlberechtigten in Bochum am Sonntag, 30. August, von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen, ist offen. Doch, misst man an der Zahl der Briefwähler, zeichnet sich bisher noch keine hohe Wahlbeteiligung ab. Am Freitag lag die Zahl der Briefwähler bei über 32 000. Zum Vergleich: Bei der letzten Kommunalwahl wurden insgesamt 38 000 Briefwähler bis zum Wahltag gezählt.
Volker Kauder und Gregor Gysi in der Stadt
Wie die Parteien um jede Stimme kämpfen, zeigt sich auf den Straßen. Etwa in der Innenstadt an der Kortumstraße nahe Husemannplatz und Südring, wo etliche Wahlkampfhütten aufgestellt sind. Die SPD brät Würste, die CDU backt Waffeln, die Grünen halten kleine Mitbringsel bereit. Die Linken haben ihren Stand vor einer Bank am Südring aufgestellt.
Jede Menge Ratsmitglieder treffen stundenweise ein, um dort mit den Bürgern zu sprechen. Von Massenandrang ist wenig zu bemerken, es sind mehr einzelne Gespräche, die da geführt werden. Von Stress keine Spur.
Acht Tage vor der Wahl. Am Freitag hat die CDU Fraktionschef Kauder zu Gast. Die Linken haben große Plakate von Parteichef Gregor Gysi aufgestellt, der am Samstag in Bochum ist.
Bochum war nicht bei der WDR-Umfrage dabei
Mit großem Interesse haben Bochumer Kommunalpolitiker eine Umfrage des WDR zur Kenntnis genommen. Der Sender hatte in einigen ausgewählten Städten nach den Chancen der OB-Kandidaten gefragt. Bochum war nicht darunter, was auch bedauert wurde, weil es auf städtischer Ebene keine vergleichbare Umfrage gibt.
Kann die SPD ihre Talfahrt stoppen?
1994 kam die SPD in Bochum noch auf eine Mehrheit von 50,5 Prozent der Stimmen. Fünf Jahre später waren sie erstmals auf einen Koalitionspartner angewiesen. Weil die SPD 1999 auf 41,3 Prozent abstürzte, ging sie ein Bündnis mit den Grünen ein. Auch im Kommunalwahljahr 2004 sprach der Trend nicht für die SPD – sie fiel weiter auf 40,9 Prozent. Deshalb ging sie erneut eine Koalition mit den Grünen ein, die nun schon seit zehn Jahren besteht. Den Grünen kostete das offenbar keine Wählergunst: 1994 hatten sie 12, 6 Prozent, 1999 waren es 10,6 Prozent und 2004 wieder 12 Prozent.
Die CDU hatte ihren Höhenflug 1999, wo sie 40,5 Prozent der Stimmen holen konnte und mit der SPD fast gleichzog. Doch 2004 ging ihr Anteil deutlich zurück, sank auf 32,3 Prozent.
Wie berichtet, haben sich in Bochum vier Kandidaten um das Amt des Stadtoberhauptes beworben: Die amtierende Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz von der SPD, der CDU-Fraktionsvorsitzender im Rat, Lothar Gräfingholt, der FDP-Fraktionsvorsitzende im Rat, Jens Lücking, sowie der Sprecher der Sozialen Liste im Rat, Günter Gleising.
Ob die Taktik der Grünen aufgeht, durch Verzicht auf einen eigenen OB-Kandidaten der SPD-Spitzenkandidatin Scholz zur Wiederwahl zu verhelfen, wird man erst am Wahlabend sehen.
Wer bindet sich an wen?
Ebenso, welche Bündnisse oder Koalitionen sich dann anbieten. SPD und Grüne haben schon im Vorfeld erklärt, dass sie als Koalition weitermachen wollen. Die Frage ist nur, ob die beiden Parteien auch dieses Mal – wie schon zweimal – eine ausreichende Mehrheit zustande bringen oder einen dritten Partner dafür brauchen. Die Linken im Rat neigen eher dazu, sich da weniger zu binden, sondern sich lieber auf wechselnde Mehrheiten einzustellen. Interessant gleichfalls, ob CDU, FDP und UWG diesmal zusammen eine Mehrheit schaffen. Oder ob die Sozialdemokraten notfalls mit den Christdemokraten eine große Koalition eingehen. Da ist in Bochum einiges möglich.