Bochum/Essen. Der „Party-König“ und Gastro-Unternehmer Michael N. steht vor Gericht. Einer der Vorwürfe: Steuerhinterziehung beim Schwarzhandel mit Getränken.

  • Lange Jahre galt Gastro-Unternehmer Michael N. als Party-König in Essen und Bochum
  • Ab Dienstag nächster Woche muss sich der 50-Jährige mit drei Mitangeklagten vor Gericht verantworten
  • Die Anklage wirft ihnen u.a. Steuerhinterziehung beim Schwarzhandel mit Getränken vor

Er gilt als einer der schillerndsten Unternehmer der Gastro-Branche, wird als „Party-König des Ruhrgebiets“ tituliert. Ab nächster Woche muss sich Michael N. vor Gericht verantworten: wegen Steuerhinterziehung und Betrug. „Ich stehe zu meiner Schuld“, sagt der 50-Jährige im WAZ-Gespräch. Er wolle für eine Bewährungsstrafe kämpfen. „Ich will nicht wieder in den Knast.“

Dort saß er 24 Tage in Untersuchungshaft, nachdem er im Mai 2014 mit zwei ehemaligen Geschäftspartnern verhaftet worden war. Vorwurf damals: Steuerhinterziehung in Höhe von 750.000 Euro durch den Schwarzeinkauf von Getränken. In der Anklageschrift werden nun 210.000 Euro genannt. N. räumt gegenüber der WAZ 137.000 Euro ein. Drei Jahre, ab 2011, habe der Deal mit einem Essener Getränkelieferanten für eine Diskothek in Essen sowie seine Lokale in Bochum (u.a. an der Viktoriastraße) am Fiskus vorbei funktioniert.

„Wir haben innerhalb der Läden immer neue Löcher gestopft, brauchten immer neues Geld für das Personal. Das war ein Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen gab“, sagt N. 2014 habe der Händler „beim Finanzamt eine Lebensbeichte abgelegt“ – und N., seinen langjährigen Kompagnon Mike S. und einen leitenden Angestellten in den Abgrund gerissen.

Fingierte Verkehrsunfälle

„Ich bin froh, dass es so gekommen ist. Irgendwann wäre alles aufgeflogen“, sagt N., der angibt, mehrere Immobilien verkauft zu haben, um seine Verbindlichkeiten („600.000 Euro und mehr“) zu begleichen. Sämtliche Steuerschulden seien inzwischen bezahlt. „Ich arbeite seit zwei Jahren täglich hart daran, alle Gläubiger zu befriedigen.“

Kompletter Rückzug aus der Gastronomie

Michael N. hat angekündigt, sich komplett aus der Gastronomie zurückzuziehen und alle Immobilien zu verkaufen.

Gegenüber der WAZ sagte er, künftig als Projektentwickler im sozialen Wohnungsbau tätig zu werden.

„Mein Leben“, so N., „ist jetzt geordnet und aufgeräumt.“

Ob er dazu weiterhin in Freiheit Gelegenheit haben wird, entscheidet sich ab dem kommenden Dienstag, 25. Oktober, wenn sich Michael N. und drei Mitangeklagte (allesamt mit Wohnsitz in Essen) vor der 2. Strafkammer des Bochumer Landgerichts verantworten müssen.

Mit der Justiz hat N. dabei schon Erfahrungen gemacht: So saß er schon einmal wegen Steuervergehen und auch wegen Körperverletzung auf der Anklagebank. 2014 wurde er zu einer Geldstrafe in Höhe von 10 000 Euro verurteilt, weil er Freunde seiner damals 13-jährigen Tochter verprügelt hatte.

In der aktuellen Anklageschrift werden Schwarzeinkäufe von Getränken, manipulierte Kassenbons und Scheinrechnungen über nicht erbrachte Bauleistungen aufgelistet. Zwischen 2011 und 2014 betrieben sie laut Anklage in wechselnder Beteiligung mehrere Gesellschaften, darunter die Lago GmbH mit dem Restaurant „Fabbrica Italiana“ am Kemnader See. In Rüttenscheid hatte N. die Fabbrica Italiana samt Rossi-Club 2003 eröffnet. Die seit 2010 leer stehenden Räume an der Müller-Breslau-Straße werden nun abgerissen.

Die Staatsanwaltschaft wirft Michael N. und einem weiteren Angeklagten zudem die Beteiligung am Versicherungsbetrug vor. Es geht um fingierte Autounfälle mit fünfstelligem Schaden und eine völlig überhöhte Schadensmeldung nach einem tatsächlichen Einbruch: Delikte, die Michael N. im WAZ-Gespräch größtenteils eingesteht.

Bis zum 20. Dezember sind sieben Verhandlungstage angesetzt.