Bochum. . Die Besucherzahlen in den sechs Bochumer Freibädern sind dramatisch zurückgegangen. Dabei war der Sommer „relativ normal“.

  • Die Anzahl der Besucher in den Bochumer Freibädern ist dramatisch zurückgegangen
  • Als Ursache sieht die Stadt die „Wetterbedingungen“
  • Ein Meteorologe hält den Sommer in Bochum allerdings für „relativ normal“

Irgendwie kann einem der Sommer in Bochum leid tun. Er ist eigentlich ganz normal für Mitteleuropa, trotzdem kommt er bei vielen Bochumern ziemlich schlecht weg. Sehr gut spiegelt sich diese Haltung in den Besucherzahlen in den sechs städtischen Freibädern in Bochum. Die Zahlen haben sich im Vorjahresvergleich halbiert.

In dieser Saison (teilweise schon ab Mitte Mai) kamen bis gestern rund 75.000 Menschen in die Bäder. In der kompletten Saison 2015 waren es aber 171.000 Besucher. In den wenigen Tagen bis 1. September, wenn alle Freibäder schließen (bis auf das in Höntrop, das bis 11. September geöffnet bleibt), wird der enorme Verlust unmöglich mehr ausgeglichen werden können. Der Leiter des Sport- und Bäderamtes, Klaus Retsch, sagte gestern auf Anfrage: „Rund 80.000 Besucher werden uns fehlen.“ Nachbarstädte hätten aber ähnliche Verluste.

Als Ursache nennt Retsch die „Wetterbedingungen“. „Das ist für uns die einzige Erklärung.“ Es sei zwar nicht richtig kalt und nass gewesen, aber auch nicht so warm genug, dass man dazu animiert werde, ins Freibad zu gehen. Viele bräuchten schon zwei, drei Tage vorher gutes Freibadwetter, um sich für einen Besuch zu entschließen. Trotz des Besucherrückganges gebe es aktuell aber keine Pläne, ein Freibad aufzugeben.

„Ein ziemlich normaler mitteleuropäischer Sommer“

Der Bochumer Meteorologe Fabian Ruhnau, der beim Wetterdienst „Kachelmannwetter“ arbeitet, beschreibt das Bochumer Wetter in der Freibadsaison so: „Ein ziemlich normaler mitteleuropäischer Sommer, der aber bisher kein stabiles Hochdruckgebiet hervorbrachte.“ Über einen längeren Zeitraum habe es kein sehr warmes bis heißes und trockenes Wetter gegeben. „Zudem schien auch seltener die Sonne, wenn man die Werte mit dem Klimamittel vergleicht.“

Der Bochumer Meteorologe Fabian Ruhnau in seinem Garten neben seinem Regenmesser.
Der Bochumer Meteorologe Fabian Ruhnau in seinem Garten neben seinem Regenmesser. © Dietmar Wäsche / FUNKE Foto Ser

Ruhnau stellt allerdings klar, dass es für eine stabile Wetterlage „keine Garantie in unserem Sommer“ gebe. „Nordrhein-Westfalen liegt in der gemäßigten Klimazone und recht nah an der Nordsee und dem Atlantik, wo sich meistens viele Tiefs tummeln, die schnell auf uns übergreifen können. Viele haben nach einigen heißen Sommern der vergangenen Jahre vergessen, was bei uns ein ,normaler’ Sommer ist.“

Der Meteorologe nennt auch Zahlen, die belegen, dass dieser Sommer „relativ normal“ war. Im Juni (17,2 Grad) und Juli (19 Grad) lagen die Durchschnittstemperaturen in Bochum sogar geringfügig über den Langzeitwerten. Der Juni war viel zu nass, der Juli hingegen viel zu trocken. Unterdurchschnittlich im Langzeitvergleich war auch die Anzahl der Sonnenstunden im Juni (151 Stunden) und Juli (183 Stunden). Der heißteste Tag in Bochum in diesem Jahr war der 20. Juli mit 34,2 Grad .

Für den August konnte noch kein Abschlusszeugnis angefertigt werden. Er mühte sich zuletzt aber erkennbar, noch zu retten, was zu retten. Auch wenn er in den nächsten Tagen ein wenig schwächeln soll.