Bochum. . Wattenscheider Firma Ruhrsource möchte mit ihrer Software das dreidimensionale Drucken so leicht machen „wie mit Microsoft Word auf Papier“.

  • Auch nach mehr als 20 Jahren Entwicklung gibt es beim dreidimensionalen Drucken noch Schwierigkeiten
  • Das Wattenscheider Start-up Ruhrsource will mit einer neuen Software das Verfahren deutlich vereinfachen
  • Die Geschäftsidee soll viel Zeit und Geld sparen und bald auch in Amerika zur Anwendung kommen

Der 3D-Druck ist immer mehr im Kommen – das hört und liest man seit Jahren in den Medien. Doch obwohl das dreidimensionale Druckverfahren von Objekten aus Kunststoff bereits seit mehr als 20 Jahren existiert, machen technische Fallstricke es ab und zu immer noch umständlich. An diesem Punkt setzt das Start-up Ruhrsource aus Wattenscheid an. „Mit unserer Software wird das 3D-Drucken so einfach wie mit Microsoft Word auf zweidimensionalem Papier“, verspricht Vertriebsleiter Dominik Halm.

Um dieses Versprechen einzulösen, haben Halm und seine Mitgründer Christian Fleischmann und Christopher Maiwald im August 2015 ihre eigene Firma gegründet. Alle drei arbeiteten vorher in einer Firma für CAD (computer-aided design) – quasi technisches Zeichnen mit einem speziellen Programm am Computer. „Wir haben gemerkt, dass es zwischen Zeichenprogramm und späterem Druckprogramm häufig Abstimmungsprobleme gibt“, erklärt Dominik Halm.

Alltägliche Probleme beheben

Beispiel: Ein Architekt zeichnet am PC ein dreidimensionales Modellhaus. Das Druckprogramm erkennt beim Herunterskalieren aber die dünnen Wände nicht. Dadurch muss ein Druckdienstleister stundenlang extra die Wände nachzeichnen, bevor das Modell hergestellt werden kann. „Unsere Software berechnet dagegen in nur fünf Minuten ein druckfertiges Modell“, so Dominik Halm. „So etwas gibt es sonst noch nirgendwo auf der Welt.“

Angefangen haben die Druck-Revolutionäre vergangenes Jahr ganz klassisch für ein Start-up. „In den eigenen vier Wänden auf einer kernsanierten Baustelle“, erzählt Dominik Halm. Freunde und Verwandte steuerten Computer und Hardware bei. Inzwischen nutzt das Unternehmen eine 50-Quadratmer-Wohnung beim SKFM Wattenscheid – noch. 350.000 Euro will das Unternehmen investieren – in neue Technik und einen neuen Standort.

Softwarenutzung kostet 3000 Euro im Jahr

Im Oktober will Ruhrsource seine Software auf den Markt bringen. Eine Jahreslizenz für gewerbliche Kunden soll rund 3000 Euro kosten. Das Jungunternehmen erhofft sich einen riesigen Markt. Vertriebsleiter Halm: „Viele Architekten bauen ihre Modelle ja noch mit Styropor und Zahnstocher. Aber immer mehr legen sich 3D-Drucker zu.“

Weitere potenzielle Abnehmer der Software sind professionelle Modellbauer, und eben Druckdienstleister. Rund 90 Kunden aus dem deutschsprachigen Raum testen das Ruhrsource-Programm derzeit – die Rückmeldungen seien sehr positiv. Auch Privatkunden sollen mittelfristig folgen.

Da es immer günstiger werde, sei das 3D-Drucken auch für die Industrie interessant geworden, sagt Halm. „Man kann ja auch Metall drucken. Alles, was sich verflüssigen lässt, ist auch druckbar.“ So müssten Ersatzteile bald nicht extra um den Globus transportiert, sondern könnten in der Fabrik vor Ort gedruckt werden.

In den nächsten fünf Jahren wollen die Bochumer mindestens ein Dutzend weitere Mitarbeiter beschäftigen, derzeit ist es nur einer. „Ende 2017 werden wir nach Amerika expandieren. Der Markt dort ist nochmal um einiges größer“, blickt Dominik Halm optimistisch nach vorne.

Gründer waren bei Wettbewerb erfolgreich

Der Weg zum eigenen Unternehmen war für Ruhrsource nicht einfach (Ende August wird die eigene GmbH gegründet.) „In Deutschland haben es Start-ups schwer, weile viele potenzielle Geldgeber das Risiko scheuen“, sagt Christian Halm.

Ausdrücklich lobt er die Bochumer Wirtschaftsförderung, die mit Räumlichkeiten und Kontakten geholfen habe. Mit ihr, der Ruhr-Uni und der Fachhochschule kooperiert Ruhr Source im Drucknetzwerk Bochum, um Unternehmen über das aufkommende Thema 3D-Druck zu informieren.

Mit seiner Geschäftsidee hat Ruhrsource bereits einen Start-up-Wettbewerb gewonnen. Vergangenes Jahr waren die Bochumer beim Rheinland-Pitch erfolgreich. „Solche Wettbewerbe dienen weniger dem Absahnen großer Preisgelder, als viel mehr dem Zwecke, Kontakte knüpfen und Feedback zur eigenen Arbeit zu erhalten“, sagt Dominik Halm. Im Herbst wird Ruhrsource auch am Senkrechtstarter-Wettbewerb der Bochumer Wirtschaftsförderung teilnehmen.

Komplizierte und filigrane Technik

Der 3D-Druck ist auf zwei Arten möglich. Entweder wird „additiv“ etwas aufgebaut – ein Material wird vom Drucker Schicht für Schicht aufgetragen. Oder von einem bestehenden Block wird „subtraktiv“ etwas abgetragen – also ausgefräst o.ä..

So ist es möglich, auch filigrane Arbeiten zu erledigen. Beispielsweise den „Einbau“ einer Wendeltreppe in einen Schachturm. Ein Modellhaus mit 15 Zentimetern Kantenlänge und fünf Zentimetern Höhe beispielsweise baut ein 3D-Drucker in zehn Stunden – für unter 20 Euro. Auch ineinander bewegliche Teile werden aus einem Stück gefertigt – ohne kompliziertes Zusammensetzen.

Gearbeitet wird mit Kunststoff, Gips oder Harz. Gute Drucker kosten, je nach zu verarbeitendem Material, 2500 bis 15.000 Euro. Metalldrucker für die Industrie kosten hunderttausende Euro.