Bochum. . Die Anzahl der Wohnungseinbrüche ist zuletzt zwar gesunken, die Zahl anderer Einbruchsarten aber angestiegen. Es gibt zu wenig Sicherheitsschutz.

  • Die Anzahl der Wohnungseinbrüche ging zuletzt zurück, aber die Zahl anderer Einbruchsarten ist gestiegen
  • Vor allem die Fallzahlen von „schweren Diebstählen in Diensträumen“ hat sich stark vermehrt
  • Die Polizei beklagt, dass gewerbliche und dienstlich genutzte Räume oft nicht gut gesichert seien

Anfang August gab es nach langer Zeit endlich mal wieder eine positive Nachricht von der größten Baustelle der Polizei, dem Kampf gegen Wohnungseinbrecher: Die Fallzahlen waren im ersten Halbjahr 2016 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen. Doch dann wurde publik, dass die Fallzahlen bei fast allen anderen Diebstahlsarten, die in der Polizeistatistik ebenfalls als Einbrüche verbucht werden, trotzdem angestiegen sind.

Deutlichstes Beispiel ist das Delikt „schwerer Diebstahl aus Diensträumen“. Damit sind öffentlich-amtliche Räume wie Sekretariate, Lehrerzimmer, Ärztezimmer im Krankenhaus, Leitungsbüros in Kindergärten oder im Altenheim gemeint. Im Bochumer Polizeibezirk (mit Herne und Witten) ist die Anzahl solcher Fälle im ersten Halbjahr 2016 auf 61 angewachsen – eine Steigerung um fast 70 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015. Leicht angestiegen sind die Fallzahlen auch bei den Einbrüchen in Gaststätten und Kantinen, in Boden-, Kellerräume und Waschküchen, in Fabrik- und Lagerräume, in Werkstätten sowie in reinen Büros. Nur die Anzahl der Einbrüche in Kioske, Warenhäuser und andere Verkaufsräume ist leicht rückläufig.

„Versierte Einbrecher agieren situativ“

Wohnungs- und Hauseinbrecher, sagt Polizeisprecher Frank Lemanis, agieren auch als Einbrecher in andere Objekte. „Da das bevorzugteste Stehlgut Bargeld ist, bieten auch alle Diensträume, Büros etc. Möglichkeiten, zumindest über die dort oft lagernden Kaffee-Kassen und ähnliches an zwei bis 500 Euro Bargeld zu gelangen.“ Daneben seien dort auch Laptops und Computer zu finden. „Versierte Einbrecher agieren situativ.“ Und das sei „kein Privileg osteuropäischer Banden, sondern gilt auch für deutsche Einbrechergruppen“.

Lemanis stellt fest, dass gewerbliche oder dienstliche Räume oft nicht gut gesichert sind. Während sich im Wohnungseinbruch „ein erfreulicher Sinneswandel zu mehr Einbruchssicherheit sogar bei Immobiliengesellschaften vollzieht“, sei diese Entwicklung im Bereich gewerblich genutzter Räume „noch nicht angekommen“. In der Regel seien dort andere Auswahlkriterien wie Lage und Barrierefreiheit wichtiger: „Fensterflächen sollen groß und einladend sein, Umrüstungen sind dementsprechend teuer“.

Da der psychische Schaden bei den Opfern von Einbrüchen in Büros oder Diensträume deutlich geringer sei, „besteht deutlich weniger Motivation zur technischen Prävention, zumal die sonstigen Schäden häufig ersetzt werden“. Anders als bei Wohnräumen gebe es auch kaum Anreize zur Investition in technische Sicherheit durch die Versicherungen.