Gerthe. . Horst Dieter Gölzenleuchter und sein Kollege Michiel Brink aus Rotterdam kommunizieren mit ihren Bildern – schweigsam, aber ausdrucksstark.
Wie ein Kunstatelier aus dem Bilderbuch sieht es aus: Herumstehende Pinsel, bekleckste Tische, Farbgeruch, selbst die Rotweinflaschen fehlen nicht. Inmitten des leicht chaotisch anmutenden Ateliers stehen die zwei Künstler: Michiel Brink und Horst Dieter Gölzenleuchter. Etwa 38 Jahre ist es schon her, dass sie sich zum ersten Mal trafen. „In Straßburg war das, auf einem internationalen Kulturtreffen“, erinnert sich Gölzenleuchter. Nun blicken die Künstler auf Jahre gemeinsamer Zusammenarbeit zurück: Maler, Holzschneider, Drucker und Büchermacher Brink aus Rotterdam und Gölzenleuchter, der die Werkstatt Wort und Bild in Gerthe führt.
„Wir haben sowohl inhaltlich als auch technisch Berührungspunkte“, sagt Brink. Besonders gerne arbeiten der 67-Jährige und der 72-Jährige mit dem Holzschnitt. Die verrücktesten Dinge, darunter Tischplatten und Kleiderschranktüren, haben sie dafür schon verwendet. „Jedes Holzmaterial hat seine eigenen Gestaltungsmöglichkeiten“, erklärt Gölzenleuchter. Expressiver Realismus? In eine Schublade wollten sie sich nicht stecken lassen. Wenn man die beiden kenne, dann könne man auch in ihren Bildern die individuellen Stile herauslesen.
Spontanausstellung am Sonntag
So tauchten bei Brink immer wieder Vögel und Katzen auf, Gölzenleuchters Handschrift erkenne man an Menschenfiguren. „Durch die Kombination entsteht eine neue Qualität“, so Gölzenleuchter. Spontane Pinseleien, die sie gemeinsam frei und konzeptlos erstellen, sehen die beiden dabei als Gespräch: „Bei einem Gespräch kennt man auch nur den Anfang, weiß aber nicht, wie es sich entwickelt“, sagt Brink. Sie hätten nicht den Anspruch, dass es ein gutes Bild werde, die Zusammenarbeit stehe im Vordergrund.
„Wir kommunizieren mit Bildern, führen ein künstlerisch schweigsames Gespräch“, erklärt Gölzenleuchter. Das Schöne: Das Gespräch bleibt erhalten. „Die Kunst spricht eine Sprache. Europa war für uns von Anfang an deshalb eine wichtige Sache.“ Besonders wichtig ist es den Künstlern auch, ein Zeichen gegen Nationalismus und Egoismus zu setzen. „Jeder will sich heutzutage individuell verwirklichen, dabei darf man nicht egoistisch werden. Wir pflanzen einen Baum dagegen“, sagt Gölzenleuchter. In diesem Zusammenhang sei der Draht zu Jugendlichen entscheidend: „Computer, Computer – dort eine Linie zu zeichnen ist nicht vergleichbar damit, etwas selbst in die Hand zu nehmen, es wortwörtlich zu begreifen“, appelliert Brink.
Das Atelier ist daher für neugierige Besucher offen, die verfolgen wollen, wie auf einem einfachen Blatt Papier oder Holzbrett eine Kunstarbeit entsteht. „In Ausstellungen sieht man nur die Abzüge des Drucks, wie es dazu kam, ist aber genauso interessant“, sagt Gölzenleuchter. Am Sonntag haben die Künstler gemeinsame und einzelne Werke in einer Spontanausstellung präsentiert. Beschäftigten sie sich früher mit Atomenergie und sozialen Fragen, hängen heute Bilder zum Thema Fluss an der Wand. „Jeden Monat habe ich ein Bild gemalt“, sagt Brink, der in Holland selbst am Fluss wohnt. Allein für die Atmosphäre im Kunstatelier lohnte der Besuch. „Es ist fast aufgeräumt“, lacht Gölzenleuchter.