Bochum. Ein halbes Jahr ist der „Integration Point“ in Bochum nun als Anlaufstelle für Flüchtlinge bei der Jobsuche im Dienst. Zeit für eine erste Bilanz.
Luidger Wolterhoff, Geschäftsführer der Arbeitsagentur, Sozialdezernentin Britta Anger und Frank Böttcher, Geschäftsführer des Jobcenter sitzen gemeinsam am Tisch und ziehen eine erste Bilanz. Der „Integration Point“ als zentrale und kompetenzübergreifende Anlaufstelle für geflüchtete Menschen auf dem Weg in den Arbeitsmarkt, sei gut angelaufen, heißt es.
Das Angebot werde ausgesprochen gut angenommen: Seit seinem Start im Januar sind etwa 15 000 Gespräche mit knapp 2000 Menschen geführt worden. Zum Start der Beratungsstelle wurden 25 neue Stellen geschaffen, deren Mitarbeiter sieben verschiedene Sprachen sprechen. Sie sichten Kompetenzen der Arbeitssuchenden, prüfen Abschlüsse, vermitteln Kurse, Schulungen und eben Arbeitsstellen. Kann eine Sprache nicht bedient werden, bitten die Mitarbeiter kurzfristig externe Dolmetscher um Unterstützung.
Flüchtlinge brauchen Zeit
„Wir haben uns mit dem Integration Point sicherlich gut auf die geflüchteten Menschen eingestellt“, resümiert Luidger Wolterhoff. Allerdings müsse klar sein, dass nur ein kleiner Teil der Flüchtlinge schnell in eine Erwerbstätigkeit vermittelt werden könne. „Sie sind für den Arbeitsmarkt eine große Chance, aber sie brauchen Zeit“, so der Agentur-Chef. Denn in dem halben Jahr wurden lediglich 17 Flüchtlinge in Arbeit gebracht.
Der Knackpunkt: Die Menschen, die als Flüchtlinge hier ankommen, seien zwar hochmotiviert. Der Großteil kommt aber ohne Deutschkenntnisse und ohne im deutschen System verwertbare Abschlüsse. Einer der Gründe: das deutsche Ausbildungssystem – bestehend aus betrieblicher und schulischer Ausbildung – ist nahezu einmalig.
Deutschkentnisse sind unerlässlich
Jobcenter-Geschäftsführer Frank Böttcher rechnet vor: „Normalerweise braucht jemand ohne Kenntnisse etwa zwei Jahre, bis er die Sprache soweit beherrscht, dass er Arbeitsanweisungen verstehen und umsetzten kann. Dazu kommen dann noch drei Jahre Ausbildung.“ Der überwiegende Teil der Menschen, um die sich der Integration Point kümmert sei zwischen 25 und 35 Jahre und männlich. Wenn sie schließlich fit für den Arbeitsmarkt sind, sind sie Anfang 30. „Ob dann die Bereitschaft der Unternehmer noch so groß ist, ist fraglich“, gibt Böttcher zu Bedenken.
Deshalb, so das einhellige Resümee: Der Ansatz muss sein, möglichst schnell praktische Sprachkenntnisse zu vermitteln und einen Weg zu finden, diesen langen Weg in den Arbeitsmarkt zu verkürzen. Mit seinen Kombikursen – eine Mischung aus Sprachkurs am Vormittag und deren praktischer Anwendung am Nachmittag – geht der Integration Point bereits einen ersten Schritt in diese Richtung. 500 solcher Maßnahmen sind bereits vermittelt, 1000 weitere sind für dieses Jahr noch geplant. „Jetzt wissen wir, wo wir ansetzen müssen“, sagt Wolterhoff.