Bochum. . Nach dem Einzug ins Halbfinale feierten Tausende Bochumerinnen und Bochumer bis tief in die Nacht. Zuvor hatten sich rund 6000 Fans das Spiel im Westpark auf der Großleinwand angeschaut.

Nach vier durchwachsenen Fußballabenden hat die „Sparkassen-Fankurve“ zu alter Form zurückgefunden. Mehr als 6000 Besucher strömten am Samstagabend zum EM-Viertelfinale in den Westpark. Endlich herrschte die Stimmung, die das größte Public Viewing im Ruhrgebiet bei der Europameisterschaft 2012 und bei der WM 2014 so erfolgreich gemacht hat.

Mit je 3000 bis 4000 Fans war die Resonanz auf das Rudelgucken bei den drei Vorrundenspielen und dem Achtelfinale bei wenig sommerlichem Wetter hinter den Erwartungen zurückgeblieben, fasst das Gelände hinter der Jahrhunderthalle doch bis zu 15-000 Menschen.

Ein Menschenmeer

Zwar reichte die Kulisse auch am Samstag nicht an die fünfstelligen Topwerte früherer Turniere heran. Die Erleichterung war Organisator Marcus Gloria anzumerken: nicht nur über das deutliche Zuschauer-Plus, sondern vor allem über das Weiterkommen der deutschen Nationalmannschaft. Ein frühzeitiges Aus hätte den Veranstaltern und ihren Gastro-Partnern mit insgesamt rund 20.000 Fans wohl das Geschäft verhagelt. So aber steht fest, dass das Public Viewing auch diesmal mit sieben Live-Übertragungen aus dem Vollen schöpft. Die Getränke- und Imbisshändler werden’s dem Löw-Team danken.

Wer das Italien-Drama auf der 7x11 Meter großen Videowand miterlebt, besser: durchlitten hat, wird mit Sicherheit wiederkommen: So emotional und mitreißend war die Atmosphäre auf der Fanmeile. Aufgewühlt von VfL-Stadionsprecher Michael Wurst (inklusive Herbies „Bochum“-Hymne), wogte das schwarz-rot-goldene Menschenmeer hin und her. Ausraster beim Führungstreffer. Ernüchterung beim Ausgleich. Atemlose Spannung beim Elfmeterschießen.

Der finale Elfer-Torschrei um 23.49 Uhr war Höhepunkt des kollektiven Wahnsinns. Der Jubel aus mehr als 6000 Kehlen dürfte vom Westpark aus weit im Stadtgebiet zu hören gewesen sein.

Titeltauglicher Triumphzug

Der anschließende Freudentaumel warf eine Frage auf: Was. bitteschön, soll passieren, wenn Deutschland die EM gewinnt? Denn der Triumphzug war bereits titeltauglich. Hunderte meist junge Autofahrer hupten sich durch die City (einer derart auf Wolke 7, dass er auf der Viktoriastraße einen krachenden Auffahrunfall verursachte). Tausende feierten im überquellenden Bermuda-Dreieck, wo während des Spiels kein Platz frei geblieben war, heiter weiter. Kaum einer, der kein Trikot, keine Kopfbedeckung, keine Girlande trug.

Tolle Geste: Auch etliche Italien-Fans beteiligten sich am Autokorso und mischten sich unters Partyvolk. Bei aller sportlichen Rivalität blieb es freundschaftlich und friedlich. Mancherorts war gar deutsch-italienische Verbrüderung angesagt. Die Polizei lobt die Fußballfans: „Es gab keine negativen Zwischenfälle, weder beim Public Viewing noch in der Innenstadt“, hieß es am Sonntag.

Fortsetzung folgt am Donnerstag. Marcus Gloria hofft, dass bei halbwegs ordentlichem Fußballwetter dann die 10 000-Besucher-Marke im Westpark geknackt wird.