Bochum.. Beim Abschluss des „Urban Art“-Projekts in den Kammerspielen zeigen Schüler von sechs Schulen, wie man einen Saal so richtig zum Kochen bringt.

Es begann in den 70er Jahren auf den Straßen der Bronx. Inzwischen ist „Urban Art“ nicht nur im Mainstream angekommen, er ist geradezu durchdrungen von ihr: Die Graffiti-Ästhetik gibt es längst in der Werbung, Breakdancer tanzen zu Bach und nicht umsonst werden bemerkenswert viele Radio-Hits von Rappern geschrieben.

Es wurde Zeit, dass die urbanen Künste auch an den Schulen ankommen: Ein Jahr lang probierten sich Schüler von sechs Bochumer Schulen in den Urban-Art AGs als Tänzer, Maler und Rapper aus, angeleitet von Profi-Künstlern. Die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentieren sie in den Kammerspielen.

Ganz groß hinter dem Mikrofon: die jungen Rapper von „Urban Art“.
Ganz groß hinter dem Mikrofon: die jungen Rapper von „Urban Art“. © Diana Küster | Unbekannt

Einer von ihnen ist Mr. Mar. Zumindest heißt er so auf der Bühne, wo er mit Sonnenbrille und tiefer Stimme den coolen Rapper mimt – und zwar ziemlich überzeugend, wie man sagen muss. Nach seinem Auftritt ist Mr. Mar wieder der 17-jährige Mohammed, und er platzt vor Freude und Dankbarkeit: „Es waren sehr viele besondere Leute dabei“, schwärmt er.

„Der Junge hat’s drauf!“

Besonders dankbar ist er Manuel Meller, der die Rap-Workshops geleitet hat: „Der Junge hat’s drauf. Der hat mir auch gezeigt, wie man so richtig die Masse anheizt“, sagt Mohammed. Der Bochumer, der selbst seit Jahren vorm Mikrofon steht, hat Mohammed und seine Kollegen auch mal mit ins Studio genommen, wo sie zufällig die Ruhrpott-Rap-Ikone Lakmann trafen – für junge Rap-Fans gleicht das fast einem religiösen Erweckungserlebnis.

Am Abend in den Kammerspielen rappt Mohammed gemeinsam mit Lehrmeister Meller und seinen Kumpels Ari und Faton von der Heinrich-Böll-Schule. „Salam Aleikum! Wir kennen keine Grenzen“, singen sie in einem Stück über Flüchtlinge. Auch Genre-Grenzen werden an dem Abend durchbrochen. Die Hildegardis-Schule führt zum Beispiel kein Breakdance, sondern zeitgenössischen Tanz auf: ballettartig, anmutig – aber trotzdem modern.

Stolze Eltern und Lehrer

Das Publikum feiert das mit frenetischem Applaus – darunter nicht nur stolze Eltern und Freunde, sondern auch die Lehrer der Schulen. Zum Beispiel Onur Öcal von der Heinrich-Böll-Schule: „Ich bin richtig stolz auf meine Schüler“, sagt er. Er sieht die Ergebnisse der künstlerischen Arbeit an diesem Abend zum ersten Mal: „Ich habe ja schon gedacht, dass die wirklich gut sind – aber nicht so gut.“

Das lässt auch das Rapperherz von Mr. Mar höher schlagen: „Herr Öcal, Sie sind echt der coolste Lehrer“, freut sich Mohammed. Der will dem Mikrofon übrigens weiter treu bleiben – jetzt, wo er ordentlich etwas dazugelernt hat, erst recht.

„Urban Art“ hat seine Wurzeln im Hip-Hop

Das meiste, was heute unter dem Begriff „Urban Art“ zusammengefasst wird, hat seine Wurzeln in der Hip-Hop-Kultur: Wettbewerbe in Breakdance und Rap entstanden als friedliche Alternative zu Kämpfen zwischen rivalisierenden Gangs. Am Bochumer „Urban Art“-Projekt gemeinsam mit dem Verein Pottporus nehmen teil: die Hans-Böckler-Schule, Heinrich-Böll-Schule, Hilda-Heinemann-Schule, Hildegardis-Schule, Nelson-Mandela-Schule sowie die Cruismannschule.

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