Bochum. 8500 Teilnehmer aus ganz NRW, so die Veranstalter – von 4000 spricht die Polizei – bildeten eine eindrucksvolle Menschenkette in Bochum.

Das hat die Erwartungen weit übertroffen. 8500 Teilnehmer – so die Veranstalter – und damit womöglich doppelt so viele wie von ihnen erhofft – die Polizei sprach von 4000 Teilnehmern, bildeten am Samstag in Bochum eine 3,8 km lange Menschenkette vom Castroper Platz bis zum Rathaus. Vor dem Weltflüchtlingstag am Montag standen sie ein für Menschlichkeit und Vielfalt und gegen Fremdenhass.

Geschlossen auf die Straße

Um 12.30 Uhr traten die Teilnehmer dort, wo sie nicht in der Fußgängerzone standen, geschlossen vom Bürgersteig auf die Straße – von der Küpperstraße über Nord- und Südring bis zum Willy-Brandt-Platz vor dem Rathaus. Drei Minuten später dann verkündete Rolf Geers vom Kinder- und Jugendring per Megafon vor dem Hauptbahnhof: „Wir sind unheimlich viele, und die Kette steht.“ Fahrradkuriere hatten von der Strecke gemeldet, dass die Menschen überall Hand in Hand stehen – streckenweise sogar in zwei bis drei Reihen.

„Unser Ziel war es, klar zu machen, wir sind eindeutig gegen Rassismus und wir lassen uns die Hetzte nicht gefallen. Dass das geklappt hat, macht auch stolz“, so Rolf Geers. Der Kinder- und Jugendring war federführend bei der Organisation der Menschenkette, zu der das Bochumer Bündnis für Arbeit und soziale Gerechtigkeit und die bundesweite Aktion „Hand in Hand gegen Rassismus“ aufgerufen hatte. 100 Organisationen hatten sich dem Aufruf angeschlossen.

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„Wir wollen ein Zeichen setzen“. Das war am Samstag überall zu hören – von Frauen und Männern, Jungen und Alten, Einheimischen und Zugereisten. Sie kamen nicht nur aus Bochum, sondern aus ganz NRW. Dabei trotzten sie auch dem Wetter. Bis kurz vor Beginn der Menschenkette hatte es noch in Strömen geregnet.

Handlungsbedarf bei Wohnraum, Schulbildung oder Lohndumping

Bei der Kundgebung auf dem Dr.-Ruer-Platz bewertete Frank Bsirske, Vorsitzender der Gewerkschaft Verdi, die Aktion als vollen Erfolg. Er sprach vom „Rechtsdruck sozial Benachteiligter, unter denen die Sorge herrscht, dass das, was sie als Flüchtlingswelle wahrnehmen, vor allem auf ihrem Rücken ausgetragen wird“. Zweifellos gebe es Handlungsbedarf beim bezahlbarem Wohnraum, Schulbildung oder Lohndumping. Handlungsbedarf, „der auch ohne Flüchtlinge da wäre, aber ihnen in die Schuhe geschoben und von Rechts zur Mobilisierung nach Rechts genutzt wird“. Dem gelte es entgegenzutreten.

Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, warnte davor, von zuwandernden Menschen wie „von hereinbrechenden Naturkatastrophen zu denken und zu reden und Menschen in Schubladen einzuteilen“.

Schubladen, auf die auch Flüchtlingssprecher Tareq Alaows (20) hinwies: „Ich bin Syrer und kann mir eine eigene Wohnung suchen. Mein afghanischen Freunde können das nicht. Mein irakischer Freund kann jeden Tag einen Inte-grationskurs besuchen, sein iranischer Freund darf das nicht.“ Er mahnte: „Am Ende sind wir alle Menschen. Und alle Menschen haben Fähigkeiten.“