Bochum. Sina Khani erfreut die YouTube-Gemeinde mit einem durchgeknallten Loblied auf die Blau-Weißen. Darin lässt er kein Klischee und keine Gefühlsduselei aus.

Hymnen auf den VfL sind viele gesungen worden; Grönemeyers „Bochum“ ist die bekannteste. Schräger als die Nummer von Sina Khani indes kann ein Lobgesang auf unsere Blau-Weißen kaum ausfallen. „Die beste Hymne der Welt“: Gewohnt bescheiden betitelt der 34-Jährige sein 3:08-Minuten-Video zwischen (überschaubarem) Genie und (schaurig viel) Wahnsinn.

Vokuhila-Matte, lässige Rapper-Attitüde und ein unwiderstehliches Grinsen: Sina Khani könnte einem Borat-Film mit Sacha Baron Cohen entschlüpft sein. Doch der Typ ist echt. Echt durchgeknallt. Trash-Comedy nennt Sina Khani seine Kunst, an der er – 1986 mit seinen Eltern aus dem Iran nach Deutschland geflüchtet – schon als Pennäler auf dem Lessing-Gymnasium in Langendreer trefflich feilt. Nach dem Abi lebt er zehn Jahre in Holland, studiert Audiovisuelle Kunst in Amsterdam. Seit 2013 ist er in Berlin zuhause, wo er sich als Komödiant und Musiker durchschlägt. Mit wechselhaftem Erfolg. Neulich, erzählt er, stand er in Thomas Hermanns Quatsch Comedy Club auf der Bühne: „Ich wurde total ausgebuht.“

Bochum-Hymne auf der Melodie von Prince-Hit "Purple Rain"

Regelmäßig kehrt Sina Khani nach Bochum zurück. Zu seinen Eltern in Querenburg. Zu seinen Freunden. Zu seinem VfL, dem er auch in der Ferne stets die Treue gehalten hat.

Der Anlass zur Fan-Hymne war ein trauriger: der Tod von Prince im Frühjahr. „Ich wollte schon lange einen eigenen Song für meinen Lieblingsverein schreiben und ein Video produzieren. Ich hörte in einem Nachruf ,Purple Rain’ von Prince und wusste: Das ist es!“

Das Ergebnis ist, nun ja, bemerkenswert. Khani untertreibt maßlos, wenn er behauptet, „kein begnadeter Sänger“ zu sein. Von Gesang zu sprechen wäre wahrhaft vermessen. Der Text ist an Schwülstigkeit schwerlich zu überbieten. Da strahlen „elf Sterne am Fußball-Firmament“, da wollen die Liebesbekundungen an „dich, du graue, geile Stadt“ kein Ende nehmen. Da muss für den Video-Clip auf Internet-Schnipseln alles herhalten, was die blau-weiße Fußballseele in den letzten Jahrzehnten begeistert und erwärmt hat. Aufstiege. UEFA-Cup. Der Ottokar. Der Toppi. Der Pedder. Die Zaubermaus. Der Herbie.

8000 Zugriffe pro Woche

Und doch ist es gerade dieser emotionale Superkick, diese bewusst-ironische Anhäufung sämtlicher Klischees rund um die einst Unabsteigbaren, die die Arbeit von Sina Khani zur Kunst erheben – authentischer zumindest als die allein auf Kommerz getrimmten (und von den Fans meist zurecht verschmähten) Reißbrett-Mitgröl-Songs, die zum Saisonstart propagiert werden.

Die Hymne des überzeugten Singles gibt’s (noch?) nicht auf CD. Sie findet ausschließlich auf YouTube Verbreitung. 8000 Zugriffe pro Woche verzeichnet Sina Khani. „Für den Anfang ganz gut, oder?“, grinst er beim Besuch der WAZ.

Sein Wunsch ist es, sein Werk live im Stadion zu präsentieren. Sein Traum ist ein Duett mit Herbert Grönemeyer vor der Ostkurve. Mit „Bochum“? „Ne, ne: Wenn schon, dann mit meiner Hymne“; immerhin der besten der Welt.