Bochum. TV Gerthe freut sich auf die Rückkehr in seine Halle an der Heinrichstraße. 16 Hallen stattet die Stadt bis April 2017 mit neuen Decken aus.

Ohrenbetäubender Lärm dringt nach draußen. Eine Schlagbohrmaschine bahnt sich ihren Weg durch den Betonunterzug der Turnhallendecke. Noch ist an der Heinrichstraße nicht an Sport zu denken. Aber gut drei Wochen, nachdem 80 Flüchtlinge die Notunterkunft verlassen haben und in komfortablere Sammelunterkünfte oder vereinzelt auch in Wohnungen untergebracht wurden, kommt die Hallensanierung in Schwung. „Ende Juli sind wir hier fertig“, verspricht Ulrich Tarrutis, Architekt und Sachgebietsleiter bei den Zentralen Diensten.

Das werden sie vor allem beim TV Gerthe gerne hören. Neben vier umliegenden Schulen hat vor allem der Großverein darunter gelitten, dass die Halle am Ehrenmal im Sommer 2015 erst wegen der notwendigen Deckensanierung geschlossen und dann als Flüchtlingsunterkunft genutzt wurde. „Wir machen drei Kreuze, wenn wir wieder in die Halle können“, macht Peter Wittkowski-Wiemann aus seiner Erleichterung keinen Hehl. Daran, dass sein Verein spätestens Mitte August wieder in die Halle darf, mag er aber noch nicht glauben. „Das tue ich erst, wenn ich das schriftlich habe.“

150 Austritte beim TV Gerthe

Viel zu planen gebe es nicht. „Wir knüpfen mit der Belegung da an, wo wir aufgehört haben.“ Geld und Mitglieder habe der Zwangsauszug den Mehrspartenverein gekostet. Etwa 150 Austritte habe es gegeben. Aber nicht nur deren Beiträge fehlten jetzt. Auch die Miete für eine ehemalige Gaststätte, wo die Judo-Abteilung untergekommen ist, erstatte niemand.

In der Halle wird derweil die Montage der neue Decke vorbereitet: Konventionell wird sie sein; das heißt, keine Deckenheizung wie in einigen anderen Hallen, die noch saniert werden müssen und von denen die meisten spätestens im A-pril 2017 fertig sind. Die baulichen Voraussetzungen an der Heinrichstraße lassen das nicht zu. Die Turnhalle ist fast 100 Jahre alt und denkmalgeschützt. Um ihren Charakter zu erhalten, aber auch um die lichte Höhe so groß wie möglich zu belassen, bleiben die Deckenunterzüge erhalten, was die Montage aufwendiger macht. „Einfach nur eine Decke drunter und fertig, so wie sich das einige Leute vorstellen, ist das hier nicht“, sagt Ulrich Tarrutis. Acht bis zehn Gewerke müssen beauftragt, Aufträge im Wert von mehr als 500 Euro ausgeschrieben und alle Arbeiten koordiniert werden.

Noch 16 Hallen erhalten neue Decken

150 000 Euro kostet eine konventionelle Unterdeckenkonstruktion für eine Halle – inkl. Planungsleistung. Der Auftrag für sechs Decken ging an eine Firma aus Herne.

Zehn Hallen werden mit Deckenstrahlheizungen ausgestattet. Die Kosten von 4,7 Millionen Euro kommen zu 90 Prozent vom Bund, zehn Prozent trägt die Stadt.

Bauleiter Ulf Schmiedeberg, der für die Wiederherstellung von insgesamt 16 noch zu sanierenden Hallen zuständig ist, zählt derweil auf, was an der Heinrichstraße schon erledigt wurde: „Bauzäune, Betten und Möbel sind ‘raus, die Sanitärcontainer mit Wasser- und Stromanschlüssen im Außenbereich sind abgebaut, Notbeleuchtung, Rauchmeldung und sonstige Verkabelung wieder draußen und alle anderen Einbauten wie Feuerlöscher und Beschilderung auch.“ Noch liegen die widerstandsfähigen OSB-Platten auf dem Boden, die erst abgenommen werden, wenn alle Arbeiten erledigt sind. Aber der Boden dürfte in Ordnung sein. In der Halle am Westring jedenfalls, die bereits saniert ist, war er nicht beschädigt.

Überhaupt habe es in allen Hallen, die für insgesamt mehr als 1100 Flüchtlinge als Notunterkunft genutzt wurden, keine großen Schäden gegeben. „Gebrauchsschäden ja“, sagt Bauleiter Schmiedeberg, „aber keinen Vandalismus.“