Bochum. Sie bekommt neue Physik- und Chemieräume. Umbau kostet 3 Millionen Euro. Er soll bis nach den Herbstferien abgeschlossen sein. Erschwerter Unterricht.
Wie oft Frank Saade durch diese Räume gegangen ist, hat er nicht gezählt. Physikraum 2 oder Chemieraum steht daran. Über den Türen gibt es beleuchtbare Schilder. Nicht eintreten ist darauf zu lesen. Sie sind gerade nicht beleuchtet, werden auch nie wieder beleuchtet sein. Was Saade, den Schulleiter des Lessing-Gymnasiums, freut. Die Schule bekommt für eine Investitionssumme von 3 Millionen Euro Physik- und Chemieräume, die auf dem neuesten Stand der Technik sein werden.
Sie werden ausgestattet sein mit flexibler Möblierung, Versorgung mit Strom, Gas und Wasser von oben. Drei Jahre hatten sich die Planungen hingezogen. Jetzt wird gebaut. Der aktuelle Entlassjahrgang war der letzte, der in den Räumlichkeiten seine Abiturprüfungen ablegte und der damit eine besondere Schul-Geschichte schrieb.
Kurz danach rückten bereits die Bauarbeiter an. Sie fingen zunächst an, das feste Mobiliar abzubauen, zu zerlegen und zu entsorgen. „Das hat immer nach dem Ende des Unterrichts stattgefunden“, sagt Saade. „Die Arbeiter nehmen Rücksicht auf den Schulalltag.“ Gestört wird er durch den Ab- und anschließenden Um- und Neubau natürlich dennoch: erheblich und andauernd.
Der Physik- und Chemie-Unterricht fällt nun zwar nicht bis nach den Herbstferien, wenn die neuen Räume fertig sein sollen, ersatzlos aus. „Aber“, sagt Fachlehrer Stefan Block, „an normalen Unterricht ist in der Zeit nicht zu denken. Wir versuchen, das beste daraus zu machen. Gerade für den Physik-Unterricht haben wir viel Material gesichert und wir haben provisorische Fachräume eingerichtet.“
Was aktuell einfach zu machen war, weil die Abiturienten weg und einige Räume dadurch frei sind. „Das ändert sich natürlich mit dem neuen Jahrgang“, sagt Saade. Aber dann finden wir eine andere Lösung.“
Klassen besuchen Industriefirmen
Zum Beispiel den Besuch ganzer Schulklassen bei Maschinenbau-Unternehmen. Die Industrie- und Handelskammer fördert das. „Ich habe für verschiedene Klassen bereits Besuche bei Eickhoff, Entex und Vogelsang Elektromotoren beantragt“, sagt Block. „Wir lagern den Unterricht wenn möglich aus. Darüber hinaus nehmen wir am Wettbewerb Alberts Enkel teil. Da geht es um praktisches Arbeiten. Diesmal muss ein möglichst belastbarer Turm gebaut werden.“
Saade ist das Improvisieren, das Leben in einem baulich mangelhaften Schulgebäude, gewohnt. „Ich bin seit etwas mehr als zehn Jahren an dieser Schule. Ich kenne sie nur als Baustelle. Anfangs hieß bei uns zum Beispiel die Eingangshalle nur Halle der einhundert Eimer. Da hat es mächtig reingeregnet.“ Nun ist alles dicht, aber längst nicht alles fertig. „Wenn wir die neuen Räume haben“, sagt Saade, „wollen wir im nächsten Schritt Internet für alle Klassenräume. Und der Aufenthaltsraum für die Oberstufe muss erneuert werden. Da muss ein Schallschutz rein.“
Weitere Schulen melden Bedarf an
Im April schaute die Schulinspektion am Theodor-Körner-Gymnasium vorbei. „Das schriftliche Ergebnis bekommen wir erst noch“, sagt Schulleiter Bernhard Arens. „Wir haben insgesamt top abgeschnitten. Sie haben aber auch einen Fokus auf die naturwissenschaftlichen Räume gelegt. Und ich weiß, was dann da in der Beurteilung stehen wird. Das ist niederschmetternd. Die Räume entsprechen in keinster Weise den Anforderungen. Das war auch vor zehn Jahren schon so.“ Mindestens so lange bemüht er sich darum, dass seine Schule neue naturwissenschaftliche Räume bekommt. Er wird weiter warten müssen.
Dass er sich dieses Schicksal mit Eckhard Buda, dem Schulleiter des Heinrich-von-Kleist-Gymnasium teilt, macht die Sache nicht besser, eher schlechter. Auch dort erfüllen die Chemie- und Physikräume nicht mehr die Standards.
Streit zwischen Arens und Buda
Darüber, an welcher Schule die Dringlichkeit der Sanierung höher ist, „streiten“ sich Buda und Arens immer mal wieder. Unlängst war Arens bei Buda. „Da habe ich gesagt, Mensch Eckhard, wenn wir eure Räume hätten, dann wäre das für uns schon ein Fortschritt.“
Eine mögliche Sanierung wird eben dadurch erschwert, dass bei beiden Schulen erheblicher Investitionsbedarf besteht. Die Kosten für eine Sanierung an einer Schule alleine wird auf einen zweistelligen Millionen Euro-Betrag veranschlagt. Mit drei Millionen wie an der Lessing-Schule ist es jedenfalls nicht getan. Das liegt auch daran, weil eben nicht nur die Räume neu entstehen müssen, sondern zeitgleich eine umfangreiche Brandschutzsanierung durchgeführt werden müsste.
Beide Schulleiter haben die politischen Gremien informiert. Mehrfach. Beide Schulleiter sind bei Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD), dem jeweils zuständigen Bezirksbürgermeister und bei Ernst Steinbach, dem Leiter des Schulausschusses vorstellig geworden. „Am 1. Juni kommen Ernst Steinbach und Martin Stempel, der Leiter des Schulverwaltungsamtes, hier noch einmal zu einer Besichtigung vorbei“, sagt Buda, der aber dennoch, genau wie Arens nur hoffen kann, dass den Sanierungen an seiner Schule im Schulentwicklungsplan eine gewisse Dringlichkeit zugestanden wird. Er wird am 14. Juni vorgestellt.