Bochum. Das Nokia-Aus und die drohende Werksschließung bei Opel wirken sich auch auf das Liebesleben der Bochumer aus. Das stellen die Fachleute von Pro Familia in vielen Beratungsgesprächen fest. Die Angst um den Job sorgt bei vielen Männern für "tote Hose".

Wirtschaftskrisen mit lokalen Auswüchsen wie der Nokia-Werksschließung oder dem ständigen Damoklesschwert über Opel sind auch für manch „tote Hose” in den Partnerbeziehungen verantwortlich. Das haben nicht nur Mediziner der Uni-Klinik Hamburg erforscht – es findet sich jetzt auch im Bericht der Bochumer „Pro Familia”. Kein sensationeller „Super-Trend”, sagt ihr Diplom-Psychologe Jörg Syllwasschy, aber durchaus das häufigste Thema in den Beratungsgesprächen.

„Lustlosigkeit” - so fanden die Hamburger heraus - war schon in den Neunzigern in 76 Prozent der Fälle Ursache dafür, dass - meist die Frau - eine Partnerberatung anmeldete. Was dem Mann die Lust nimmt, sind meist Job-Stress, Angst vor Umstrukturierung, Arbeitslosigkeit und Schulden. Und das ist eher noch stärker geworden.

Erektionsstörungen sind Reaktion auf Stress

In der Regel machen sich solche Libido-Probleme über körperliche Auffälligkeiten bemerkbar: Mann sei nicht mehr „empfänglich für sanfte Außenreize”, weiß Syllwasschy, also nicht in der Lage, eine möglicherweise erotische Situation „zu lesen”. Wie denn auch, wenn einem der Controller nicht mehr aus dem Kopf geht, ein GM-Vorstand herumzickt und das Konto sowiso schon überzogen ist? Es folgt „die Erektionsstörung als klassische Reaktion auf wirtschaftlichen und sozialen Stress.”

Männer und Frauen handelten nach Syllwasschys Erkenntnis übrigens unter Druck unterschiedlich: „Frauen sagen schon viel früher: Ach nee, das passt jetzt nicht. Im Gegensatz zu Männern, die nicht signalisieren, dass es ihnen schlecht geht, sondern irgendwann bloß feststellen: Ich kann nicht mehr.”

Was tun, damit die Krise sich nicht im Bett fortsetzt?

Was kann man tun, wenn die Arbeitsmarktkrise nicht ihre Fortsetzung im Bett finden soll? Bei „Pro Familia” versuchen sie, „das im Kopf zu entkoppeln - das Thema Arbeitslosigkeit von der Frage: Was macht mich denn als Mann noch aus?” Der Berater: „Und dann entspannen ... um wieder etwas fühlen zu können.”

In der Regel können blockierte Männer auf die „Zuarbeit” ihrer Partnerinnen vertrauen. Die suchen Hand- und Hautkontakt, sagen: „Ich liebe dich trotzdem.” Auch wenn es etliche Wochen dauern kann, bis der fiese Vorstandschef als ungebetener Gast wieder aus dem heimischen Schlafzimmer verscheucht worden ist.

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