Bochum.. Seit einem Jahr gibt es eine zentrale Anlaufstelle für minderjährige Flüchtlinge, die in Bochum ankommen. Aktuell werden 320 Jugendliche betreut

Aus dem Umfs sind die Umas geworden. Seit Anfang des Jahres werden die jungen Menschen (Minderjährige), die ohne Eltern (unbegleitet) von wo auch immer nach Deutschland kommen, nicht mehr Flüchtlinge, sondern Ausländer genannt. Was an der Sache wenig ändert. Bochum hat einen guten Ruf bei ihnen, den unbegleiteten minderjährigen Ausländern (Uma). Auch und besonders in Guinea. Von 99 Umas, die bislang in diesem Jahr in NRW angekommen sind, sind alle in Bochum angekommen. Bei der Stadt wissen sie gerade nicht so recht, wie sie damit umgehen sollen, mit diesem, ja ist es eigentlich ein: Lob?

Peter Kraft, Kinderschutzbeauftragter der Stadt versucht es mit: „Bochum – Stadt mit Herz.“ Tobias Lenz, Leiter der Fachstelle Umf, jetzt Uma, versteht es durchaus als Hinweis auf die gute Arbeit, die in Bochum bei und mit jungen Ausländern gemacht wird. Die wiederum wird nun seit genau einem Jahr eben von dieser Fachstelle koordiniert. Sie arbeitet eng mit der Evangelischen Stiftung Overdyck zusammen. „Hilfreich ist“, sagt Petra Hiller, Leiterin der Stiftung Overdyck, „dass am Bodelschwinghplatz Fachstelle und Betreuungsmöglichkeit an einem Ort sind.“

Beteiligte ziehen positives Fazit

Kurze Wege, schnelle Hilfe – gute Hilfe. Sie könnte noch besser sein, wenn es in Bochum nicht grundsätzlich zu viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge geben würde, beziehungsweise nahezu täglich neue auflaufen würden. „Die Zahl der Selbstmelder hat sich seit der Eröffnung fast verdreifacht“, sagt Lenz. „Die Fachkräfte arbeiten hart an der Belastungsgrenze.“ Der gute Ruf, hilft da eben nur bedingt. Auch wenn Bochum inzwischen die Möglichkeit hat, die jungen Ausländer in anderen Kommunen unterzubringen. Aktuell werden in Bochum 320 Umas betreut. Das sind mehr, als es nach dem Verteilungsschlüssel des Landes, der eine gleichmäßige Verteilung auf alle Kommunen vorsieht, sein müssten.

„Das führt im Zusammenspiel mit zu wenig Personal dazu“, sagt Dolf Mehring, Leiter des Jugendamtes, „dass wir mit der Bearbeitung der Fälle der Jugendlichen hinterher hinken – bis zu drei Monate.“ Dennoch ziehen alle Beteiligten ein positives Fazit. Die Einrichtung der Fachstelle sei richtig gewesen. Auch außerhalb der Stadt findet das „Bochumer Modell“ Anklang. „Es ist ein Vorbild für andere Jugendämter“, lobte zum Beispiel Birgit Zeller, die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter.