Bochum.. In Bochum leben 347 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Kinderschutzbund und andere Gruppen vermitteln Vormünder, aber Behörden kommen nicht nach.

Wenn die Bowling-Kugeln rollen, vergessen Nasser, Mamadou und all die anderen Kinder und Jugendlichen, die als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nach Bochum gekommen sind, dass Spaß in den letzten Monaten nicht an erster Stelle in ihrem jungen Leben stand. Der Kinderschutzbund allein betreut derzeit 70 junge Leute.

Zu den 70 Kindern und Jugendlichen die als Flüchtlinge gekommen sind, werden nochmals 20 deutsche Heranwachsende gezählt. Um die kümmern sich rund 90 Vormünder. Einmal im Jahr kommen alle zusammen, um einen Abend lang im Bowling-Center die Kugeln rollen zu lassen. „Das ist mittlerweile ein großes Ereignis, in dieser Woche hatten wir allein alle zehn Bahnen des Bowling-Centers belegt“, sagt Nicole Quade vom Kinderschutzbund. Gemeinsam mit anderen Organisationen wie dem Sozialdienst katholischer Frauen (SKF) kümmert sich der Kinderschutzbund um die Betreuung dieser Jugendlichen.

347 junge Flüchtlinge ohne Eltern in Bochum

Längst reichen die Gruppen vom Overdyck-Heim oder dem Vinzenz-Kinderheim nicht mehr aus. Allein im zweiten Quartal des letzten Jahres kamen 180 Kinder und Jugendliche nach Bochum. Nachdem es jetzt einen landesweiten Verteilungsschlüssel, ähnlich wie bei den Erwachsenen gibt, sei der Zustrom nicht wesentlich geringer geworden. Zur Zeit leben in Bochum 347 junge Menschen, die ohne Eltern oder Angehörige nach Bochum gekommen sind.

Als neue Träger von Wohngruppen für junge Flüchtlinge haben sich mittlerweile zwei weitere Träger etabliert. Zum einen „PlanB“, ein Bochumer Träger, der auch in anderen Städten Standorte eröffnet hat, und der Dortmunder Verein für sozialtherapeutische Einrichtungen (VSE). Nach Beobachtungen des Kinderschutzbundes läuft der Aufbau weiterer Gruppen.

Kinder und Jugendliche aus Syrien, Afghanistan und Irak

„Wir sehen seit einiger Zeit, dass die zu uns kommenden Kinder immer jünger werden“, so Quade. Lag der Altersschnitt früher bei etwa 17 Jahren, seien jetzt auch Elfjährige in Bochum angekommen, der Altersschnitt sinke. Auch die Zusammensetzung nach Nationalitäten haben sich im Verlauf des vergangenen Jahres geändert. Kamen zunächst meist Jugendliche aus Guinea, stamme nun die Mehrheit aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak.

Zwar gibt es in Bochum weiterhin regelmäßige Treffen aller Fachleute, das heißt es wird miteinander gesprochen, aber in anderen Punkten hakt es. Nach Informationen der WAZ kommt sowohl die städtische Ausländerbehörde als auch die Polizei, die die jungen Leute erkennungsdienstlich behandelt, derzeit nicht nach: Eine Konsequenz: Jugendliche Flüchtlinge haben bei einer Fahrt mit Bus oder Bahn zwar ein Ticket, können sich aber nicht ausweisen, weil sie schlicht kein Ausweisdokument haben.