Bochum.. Symphoniker haben Abschied vom Audimax genommen. Neues Konzerthaus lässt die Ticketpreise steigen: Maximal 39 Euro müssen die Besucher zahlen.
Der letzte Takt war überlegt gewählt: Mit der „Großen Totenmesse“ von Hector Berlioz verabschiedeten sich die Bochumer Symphoniker und ihr GMD Steven Sloane am vergangenen Wochenende aus dem Audimax. Über Jahrzehnte ist das Orchester hier aufgetreten – und doch ist nie mehr als eine Zweckfreundschaft daraus geworden. „Nein, Wehmut herrschte an dem Abend nicht“, meint Bosy-Sprecherin Christiane Peters.
Derweil laufen die Arbeiten am Anneliese-Brost-Musikforum gut voran, das ab Oktober neue Spielstätte sein wird. Das Gerüst in der Marienkirche ist mittlerweile abgebaut, so dass das künftige Foyer schon gut zu erkennen ist. Auch die Pausenglocke ist bereits zu sehen: Es ist die einzige Glocke, die im Turm der Kirche verblieben ist.
Im kleinen Saal wird gerade das Parkett verlegt, im großen Saal ist unlängst das Schallsegel an die Decke gezogen worden. Die Bestuhlung folgt voraussichtlich Ende April, mit ersten akustischen Proben rechnen die Symphoniker im Juni.
Nutzungsplan liegt jetzt vor
Doch wie sieht der Alltag im Musikforum künftig aus? Ein Nutzungsplan, der den Mitgliedern des Kulturausschusses bei ihrer Sitzung am Mittwoch (6. April) vorliegen wird, gibt darüber Auskunft.
Demnach sollen die Symphoniker im Musikforum pro Saison zwischen 80 und 100 Konzerte geben – mit 280 bis 360 Proben. Bis zu 70 Prozent sollen die Symphoniker dafür den großen Saal nutzen, während der kleine Saal u.a. für die Konzerte der Musikschule oder für Chöre offen steht. Zwei bis fünf Mal im Jahr sind Veranstaltungen geplant, in denen das komplette Haus bespielt wird.
Betriebskosten bei 650.000 Euro pro Jahr
Auch Drittnutzer sind ausdrücklich ins Musikforum eingeladen – dies allerdings unter Auflagen: „Das Haus steht für alles offen, was nicht kommerziell ist“, sagt Kulturdezernent Michael Townsend. „Wir wollen, dass hier ganz viel stattfindet.“ Doch wenn etwa Chorfeste stattfinden oder Musikensembles aufspielen, müssten Teile der Betriebskosten von den Drittnutzern mit getragen werden. Das Personal inklusive der Technik stellt das Musikforum. Der Kulturdezernent nennt dies einen „Full Service“.
Die Betriebskosten liegen laut Verwaltung pro Jahr bei 650.000 Euro. Etwa die Hälfte davon seien Miet-Einsparungen der Symphoniker, die andere Hälfte soll aus dem städtischen Haushalt kommen. „All dies und auch die Personalstruktur ist sehr schlank aufgestellt“, sagt Townsend. „Wir müssen im laufenden Betrieb schauen, wie sich das realisieren lässt.“
Ticketpreise werden steigen
Derweil müssen sich die Konzertbesucher auf höhere Eintrittspreise einstellen. Einzelkarten für große Symphoniekonzerte gibt es für 8 bis maximal 39 Euro. Bisher wurden für Konzerte im Schauspielhaus bis zu 32 Euro fällig. Damit liegt das Musikforum im Vergleich dennoch unter den umliegenden Konzerthäusern: In Dortmund und Essen sind die teuersten Plätze für 40 bis 42 Euro zu haben.
Diese „Anpassung der Ticketpreise an marktübliche Größenordnungen“ stößt bei der Sozialen Liste auf Kritik. „Damit ist der Anspruch, möglichst vielen Menschen die Teilnahme am kulturellen Leben in der Stadt zu ermöglichen, in weite Ferne gerückt.“
Orchesterdirektorin Grochowski wechselt
Die langjährige Orchesterdirektorin Marina Grochowski, die seit Beginn an der Entwicklung des Musikforums beteiligt war, geht von Bord. Sie wechselt ins Dezernat für Kultur, Bildung und Wissenschaft. Die Stelle des Orchesterdirektors (also des Verwaltungschefs der Symphoniker) soll neu ausgeschrieben werden.