Bochum. 152 Erkrankungen seit Jahresbeginn in Bochum. Gesundheitsamt sieht keinen Anlass zur Beunruhigung. Schnelltests sind in Kliniken auf dem Rückzug.
Die Zahl der Grippe-Erkrankungen steigt sprunghaft an. „Es gibt aber keinen Anlass zur Besorgnis“, erklärt das Bochumer Gesundheitsamt. Derweil weist das Martin-Luther-Krankenhaus Vorwürfe zurück, eine Grippe-Patientin unzureichend behandelt zu haben.
Seit Jahresbeginn meldeten die Kliniken und Arztpraxen in Bochum 152 Fälle von Influenza (nicht zu verwechseln mit dem deutlich harmloseren grippalen Infekt). Im Vorjahr waren es 64. In Dortmund sind es aktuell 93. Gesundheitsamtsleiter Dr. Ralf Winter zeigt sich gleichwohl nicht beunruhigt. „Wir haben es mit einer ausgeprägten, aber nicht ungewöhnlichen Grippewelle zu tun. Schwankungen gibt es von Jahr zu Jahr. In Kürze werden sich die Fälle wieder deutlich verringern.“
Ausdrücklich keine Verbindung stellt Winter zwischen den steigenden Grippe-Zahlen und dem Rückzug der Influenza-Schnelltests in Praxen und Kliniken her. „Üblicherweise wird heute darauf verzichtet. Sicherheit gibt es eh nicht. Wenn sich Symptome einer Grippe zeigen, erfolgt meist unverzüglich eine stationäre Aufnahme.“
Krankenhaus weist Kritik zurück
Die wäre auch bei seiner Mutter dringend angezeigt gewesen, klagt ein Bochumer, der seine Mutter in der Vorosterwoche nachts u.a. mit Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen ins Martin-Luther-Krankenhaus brachte. Nach einer Blut-, Urin-, EKG- und Röntgenuntersuchung, allerdings ohne Grippe-Test, sei die 72-Jährige nach Hause geschickt worden. „Angeblich bestand keine akute Gefahr. Zwei Tage später, an ihrem Geburtstag, musste ich befürchten, es geht mit Mutter zu Ende. Sie war kaum fähig zu sprechen und sich zu bewegen“, berichtet der Sohn. Im Augusta-Krankenhaus wurde Influenza B festgestellt. Die Seniorin wird auf der Isolierstation behandelt. Vor wenigen Tagen kam eine Lungenentzündung hinzu.
„Zum Glück geht es Mutter inzwischen etwas besser“, sagt der Sohn und fragt sich, ob Influenza und der Beginn der Lungenentzündung nicht bereits im Martin-Luther-Krankenhaus hätten diagnostiziert werden müssen. „Nein“, entgegnet Sprecher Dennis Slobodian. Zum Zeitpunkt der Behandlung sei weder die Grippe („Es gab keine erhöhten Werte“) noch die Lungenentzündung erkennbar gewesen. Die schwere Erkrankung habe sich erst in den darauffolgenden Tagen entwickelt. Einen obligatorischen Grippe-Schnelltest halte die Wattenscheider Klinik trotz des aktuellen Falls für „wenig sinnvoll“.
Ein Test bei allen Patienten mit Fieber, Husten, Auswurf oder Gliederschmerzen sei nur in Jahren einer Grippe-Epidemie erforderlich, bekräftigt Augusta-Chefarzt Prof. Santiago Ewig. Aktuell stünden wirksame Medikamente zur Verfügung. „Sie verkürzen die Krankheitsdauer und vermindern das Sterblichkeitsrisiko bei schweren Verläufen, sollten allerdings frühzeitig verabreicht werden.“
Grippe oder Erkältung? Das sind die Unterschiede
Während eine Grippe schlagartig beginnt, kündigt sich eine Erkältung meist relativ harmlos mit einem Kratzen im Hals an.
Bei der Influenza sind hohes Fieber und starke Abgeschlagenheit typisch, während bei der Erkältung die Körpertemperatur meist nur leicht erhöht ist.
Schnupfen tritt bei einer Erkältung fast immer auf. Bei einer Grippe ist er eher die Ausnahme.