Bochum. . Leser ärgert sich über die Stadtbücherei. Gerne hätte er die ausgemusterten Fachmagazine der Bibliothek. Doch die werden nach Ablauf der Frist entsorgt.
Ulrich Link interessiert sich für Politik und Geschichte. Die Stadtbücherei hält dafür Fachzeitschriften bereit, die regelmäßig erneuert werden. Gern würde Ulrich Link die ausgemusterten Hefte bekommen. „Geht nicht“, erfuhr er auf Nachfrage in der Bibliothek. Statt bei einem interessierten Leser landen die Magazine im Altpapier.
Rund 600.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene bedienen sich jährlich in der Zentralbibliothek im BVZ am Gustav-Heinemann-Platz und in den Zweigbüchereien in den Stadtteilen Bochums. 400.000 Medien umfasst das Schmöker- und Digital-Sortiment. Zeitschriften bedienen auch spezielle Wissens- und Interessensgebiete. „Sie werden je nach Fachrichtung für ein, drei oder fünf Jahre aufbewahrt“, erklärt Stadtsprecher Oliver Trappe.
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„Und was passiert danach?“, wollte Ulrich Link wissen. Er bat um Auskunft, ob er einige der Zeitschriften, die die Bücherei gegen neue Exemplare austauscht, haben könnte. „Das ist nicht möglich“, habe er zu hören bekommen. Weder geschenkt noch gegen einen Obolus dürften die Magazine herausgegeben werden. „Die Mitarbeiter haben mir erklärt, sie seien verpflichtet, die Hefte selbst zu entsorgen. Als Begründung hieß es: ,Sonst könnte ja jeder kommen und Ansprüche daraus ableiten“, schildert Ulrich Link der WAZ.
Tatsächlich sei eine Weitergabe oder ein Verkauf von Zeitschriften aus dem Büchereibestand an die Leser „nicht vorgesehen“, bestätigt Oliver Trappe. Nach Ablauf der Aufbewahrungsfrist werde aus den Heften Altpapier. Warum sie in Zeiten klammer Stadtfinanzen nicht zahlungswilligen Bürgern überlassen werden? „Wir sind ja immerhin noch eine Bücherei und keine Verkaufsstelle“, so der Sprecher.
Bücher werden für 1 Euro verkauft
Das sieht man bei den Büchern anders. Trappe: „Die Lektoren sichten ständig den Bestand und prüfen: Was ist noch aktuell? Wie ist es um den Zustand der Bände bestellt?“ So werden Bücher stetig aussortiert – „ein Steuerratgeber, der nicht mehr den aktuellen Gesetzen entspricht, natürlich schneller als ein philosophisches Grundsatzwerk“. Was weg kann und soll, liegt in den Büchereien zum Kauf bereit – zum Pauschalpreis von einem Euro pro Buch Hinzu kommen Flohmärkte, auf denen sich die Bibliothek von weiteren ausrangierten Bänden trennt.
WAZ-Leser Ulrich Link und mit ihm wohl weitere Büchereikunden hätten nichts dagegen, diese Verwertungskette auf die Zeitschriften auszuweiten – auch zum Wohl der Stadtbibliothek, die wegen der Haushaltssperre zuletzt deutlich weniger Geld für Neuanschaffungen ausgeben konnte.