Bochum. . NRW-Wissenschaftsministerin Schulze informierte sich an der Ruhr-Uni über das Pilotvorhaben „Bildungsausländer“ für Bewerber aus Nicht-EU-Staaten.

Ihre diesjährige Hochschultour mit dem Thema „Erfolgreich studieren – Gute Lehre“ startete die NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) an der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Hier wollte sie sich unter anderem darüber informieren, wie das Pilotvorhaben „Bildungsausländer“ in den verschiedenen Hochschulen umgesetzt wird. Das Projekt soll Studienbewerbern aus Nicht-EU-Staaten einen möglichst leichten Einstieg ins Studienleben ermöglichen.

In Bochum sorgen derzeit vor allem zwei Projekte für einen guten Studieneinstieg bei Nicht-EU-Bürgern. „Studienstart Direkt“ existiert seit 2013 und bietet russischen Studierenden die Möglichkeit, einen deutsch-russischen Doppel-Bachelor-Abschluss zu absolvieren. Die Studierenden erhalten also nicht nur Zugang zur Universitätsallianz Ruhr (Duisburg-Essen, Dortmund und Bochum), sondern können ihren Abschluss auch im Heimatland verwenden. Derzeit können sich zehn Studierende der Wirtschaftswissenschaft und des Bauwesens bei „Studienstart Direkt“ beweisen. Allerdings ist ein Doppel-Bachelor nicht ganz unproblematisch. Vor allem bereite es den Studierenden Schwierigkeiten, sich in kurzer Zeit so viele Deutschkenntnisse anzueignen, so Elena Resch von der RUB.

"Studienbrücke Deutschland" als neues Projekt

Aus diesem Grund hat die Ruhr-Universität ein zweites Projekt entworfen, das auf den Namen „Studienbrücke Deutschland“ hört und in Kooperation mit den Goethe-Instituten und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) entstanden ist. Bei diesem Projekt werden Schüler bereits während ihrer Schulausbildung in Russland und Osteuropa auf ein Studium in Deutschland vorbereitet. Schüler, die in der 9. Klasse schon sehr gute Deutschkenntnisse besitzen, außerdem sehr motiviert und überdurchschnittlich begabt in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) sind, werden speziell darauf vorbereitet, nach Abschluss der Schule möglichst schnell an einer der Ruhrgebiets-Universitäten ein Studium zu beginnen. Im Wintersemester 2015/2016 ist das Projekt mit zehn Studierenden gestartet, im Wintersemester 2018/2019 sollen 150 Studierende, verteilt auf die drei Universitäten, involviert sein.

Daria und Alex, beide 19 Jahre alt, gehören zu den ersten, die an diesem Projekt teilnehmen können. Zuvor haben sie zwei Semester in Russland studiert, mittlerweile sind sie seit einem Semester an der RUB. „Das Ausbildungssystem ist hier ganz anders. Hier hängt alles von uns ab“, so Daria. Es sei viel Selbstständigkeit gefordert, mitunter zu viel, so Alex. Falls die beiden aber mal nicht weiterwüssten, hätten sie durchaus Tutoren an der Hand, die sie jederzeit anrufen könnten, sagt Daria.

Man müsse das Konzept, Talente zu finden und nach Deutschland zu holen, in jedem Fall beibehalten und auch ausbauen, bestärkte Wissenschaftsministerin Schulz am Ende des Gesprächs. Sie sah vor allem auch eine Chance, aus dem Pilotprojekt Aspekte für das Thema Flüchtlinge und Studium zu ziehen.

Talentscouts bieten Jugendlichen eine Anlaufstelle 

Bei ihrem Besuch an der Ruhr-Universität traf Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) auch auf die zehn Talentscouts der Bochumer Hochschulen. Die Scouts begleiten Schüler intensiv bei ihrem Weg von der Schule zum Studium und Beruf und helfen bei ersten Entscheidungen. Ziel des Projekts ist es, auch Kindern aus Nicht-Akademiker-Familien den Weg zur Universität zu ebnen. Im Gespräch mit den Talentscouts interessierte die Ministerin vor allem die Frage, inwieweit das Programm auch auf Ausbildungsgänge ausgeweitet werden könne. Die Gefahr bestehe, nur auf die Universitäten fokussiert zu sein. „Im Grunde wollen wir nur Situationen schaffen, in der die Schüler fundierte Entscheidungen treffen. Wir wollen ihnen helfen, sich selbst zu informieren“, entschärfte Scout Judith Quester. Im Grunde berate man also auch zur Ausbildung hin und vermittle gegebenenfalls an andere Stellen.

Die jungen Berater zeigten sich durchaus überzeugt und begeistert von der Wirkung ihrer Arbeit, die sie seit Anfang des Jahres ausführen: „Meist kann man schon in der ersten halben Stunde weiterhelfen“, so Max Ammareller. Den begleiteten Jugendlichen wird darüber hinaus aber auch die Möglichkeit geboten, langfristig eine beratende Begleitung in Anspruch zu nehmen, teils über Jahre hinweg.

Neben den Bochumer Hochschulen sind fünf weitere Hochschulen an dem Talentscouting-Projekt beteiligt. Insgesamt unterstützt das Wissenschaftsministerium das Programm mit 6,4 Millionen Euro. „In Deutschland ist deutlich mehr Potenzial vorhanden. Die Leute können mehr als sie tun“, begrüßte Schulze die Idee des Talentscoutings.