Bochum. . Hochschule und Ruhr-Uni beteiligen sich am Projekt „Talentscout“. Kindern aus Nicht-Akademikerfamilien soll der Studieneinstieg erleichtert werden.
Es ist bisweilen schwer, einen geeigneten, leicht verständlichen Namen für ein neues Projekt zu finden. Das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung hat das Projekt „Talentscouting“ ins Leben gerufen. Da passt das mit dem Zusatz Scouting gut. Die jungen Menschen, die damit gefunden werden, sollen langfristig unterstützt, begleitet werden. Es geht um Kinder aus Nicht-Akademiker-haushalten und darum, sie auf dem Weg zum Studium zu unterstützen, ja ihnen in den meisten Fällen erst einmal die Möglichkeit aufzuzeigen, dass auch sie studieren können. 6,4 Millionen Euro jährlich nimmt das Ministerium bis 2020 dazu in die Hand.
Probleme der Talente
„Selbstverständlich gibt es auch in hochschulfernen Elternhäusern Talente für Mathematik, Naturwissenschaften oder Sprachen“, sagt NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD). Diese Talente aber haben eben oft das Problem, dass sie keine Unterstützung durch ihre Eltern bekommen, bisweilen gar nicht wissen, welche Studien- oder Weiterbildungsmöglichkeiten sie haben oder dass sie bereits früh Geld verdienen müssen, um ihre Familie zu unterstützen.
Emine Bambal (35), Serhat Demir (35), Luisa Kopp (30) und Mira Stepec (32) wollen diese Talente in den Oberstufen von Berufskollegs, Gesamtschulen und Gymnasien suchen, finden, begleiten. Sie sind die ersten Talentscouts der Hochschule Bochum und der Ruhr-Uni und haben selber auch hier studiert. Sie haben nun feste Stellen für die nächsten fünf Jahre. Sie, und demnächst weitere Sucher und Finder, arbeiten in Bochum eng zusammen. Im Sinne des Univercity-Verbundes sollen sie auch alle anderen Bochumer Hochschulen repräsentieren. Zehn „Bochumer Scouts“ werden zunächst im direkten Einzugsgebiet der Hochschulen aktiv werden. Später soll das Projekt auch auf Schulen im Ennepe-Ruhr-Kreis ausgeweitet werden.
Mut und Durchhaltevermögen
Luisa Kopp freut sich, dass sie etwas bewegen kann. Serhat Demir ist es zum Einstieg wichtig, den Schülern zu vermitteln, dass Mut und Durchhaltevermögen wichtig ist. „Deshalb ist es in diesem Projekt ja auch vorgesehen, dass wir die Schüler über das Abitur hinaus begleiten und auch Ansprechpartner für sie bleiben, wenn sie an einer Hochschule angekommen sind. Wir können dann auch helfen, wenn es um Stipendien oder Bafög geht. Es geht auch darum, den Schülern zu zeigen: ,Seht her, ich habe es geschafft, warum solltest du es nicht auch schaffen?’ Ich will die Schüler dazu bewegen, ihre Träume zu verwirklichen.“ Die Talentscouts sollen individuell coachen, Förderplan -und auch Elterngespräche führen, ein Netzwerk aufbauen. Wichtig sei es zudem, sagt Kopp, ein Vertrauenverhältnis zu den Schülern aufzubauen. „Man lässt sie dann zunächst erzählen, fragt nach ihren Hobbys und danach, ob es bereits konkrete Zukunfts-Vorstellungen gibt. Wichtig ist aber auch zu erwähnen: wir sind keine Vertriebsleiter für die Hochschulen und wir sind keine Studienberater.“
500.000 Euro für die Hochschule
Ansprechpartner
Mit Emine Bambal und Luisa Kopp gibt es zum Start in das Talentscout-Projekt zunächst zwei Talentscouts, die die Hochschule Bochum unter der Koordination von Martina Schaminet-Gierse repräsentieren werden. Für die Ruhr-Universität starten Serhat Demir und Mira Stepec als Talentscouts. Julia Zielberg ist hier, so wie Schamit-Gierse für die Hochschule (Tel. 0234/ 3 21 08 06; talentscouting@hs-bochum.de), die erste Ansprechpartnerin für die Schulen (Tel. 0234/ 3 22 98 13, talentscouting@ruhr-uni-bochum.de).
Sieben Hochschulen
Jeweils fünf Talentscouts soll es später an Hochschule und Uni geben. Sie sollen nicht nur in Bochum zusammenarbeiten, sich koordinieren. Die Scouts von sieben Hochschulen des Ruhrgebiets sollen, wollen in einem Netzwerk hochschulübergreifend und hochschultypenübergreifend zusammenarbeiten. 50 Scouts werden damit in zehn Ruhrgebietsstädten aktiv sein. Ziel ist die individuelle Förderung und Begleitung von Oberstufenschülern aus Nichtakademiker-Familien in Ausbildung oder Studium.
Pilotprojekt
Start des Pilotprojektes an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen war im Jahr 2011. In diesem Jahr wird es auf sieben Hochschulen ausgeweitet. Das Land NRW hatte einen Wettbewerb zur Teilnahme am Projekt ausgeschrieben. Die Hochschule und die Ruhr-Uni konnten sich neben fünf weiteren Hochschulen qualifizieren. Insgesamt stellt das Land für Umsetzung und Ausbau des Projektes bis 2020 jährlich bis zu 6,4 Millionen Euro zur Verfügung. Auf jede Hochschule entfällt dabei jährlich ein Betrag von bis zu 500.000 Euro.