Bochum. . Kostenlose Plastiktüten beim Einkauf soll es eigentlich nicht mehr geben. Doch der Handel in Bochum tut sich schwer mit dem Schutz der Umwelt.

Die Europäische Union ist schon lange auf Kriegsfuß mit der Plastiktütenflut. Die Tragetaschen, meist aus fossilem Rohöl, verschmutzen die Umwelt samt Ozeane und töten Meerestiere. Jetzt sollen sich in Deutschland die Einzelhandelsunternehmen mittels einer Selbstverpflichtung auf eine Lösung einigen, um die Tüten nicht mehr kostenlos anzubieten. Diese geforderte Einigung geht schwerfällig voran, so dass Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) jüngst mahnte, der Einzelhandel solle bald eine Lösung präsentieren, sonst werde das Problem gesetzlich angegangen werden müssen.

Im Moment sieht es sogar so aus, dass zumindest der Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels einer gesetzlichen Ansage gar nicht abgeneigt wäre. Bei einer Gebühr auf die servicerelevanten Plastiktüten befürchten die Einzelhändler einen Wettbewerbsnachteil, wenn die Regelung nicht hundertprozentig einheitlich greift.

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Auch der Bochumer Apotheker Michael Düssel kann sich sein Geschäft ohne eine kostenlose Tüte nicht vorstellen: „Wir haben jetzt auf Papiertüten umgestellt, weil ich kein Plastik mehr will“, berichtet der 72-Jährige und verweist auf recyceltes Papier, damit die Ökobilanz der Papiertüte besser sei als die der Plastiktüte. Das Hauptproblem sei „die Gleichgültigkeit der Menschen“, findet der Apotheker. Ein Blick in die Stadt bestätigt seinen Eindruck: Noch immer lassen sich viele Kunden die kostenlosen Tüten mitgeben, weil sie keine Mehrwegtasche griffbereit haben.

Aber es gibt auch andere. Frank Korten, Inhaber des Bettenhauses, erlebt viele Kunden, die auf Nachfrage eine eigene Tasche dabei hätten. „Wir haben täglich Kontakt mit so vielen Menschen, da können wir das Bewusstsein für das Problem schärfen“, meint der Geschäftsführer. Dennoch hält er ein gesetzliches Verbot der kostenfreien Tüte für eine denkbare Variante. „Ich würde mich darüber freuen, wenn ein Gesetz den Umgang mit den Plastiktüten klar vorschreibt“, so Korten.

Modehändler bietet Filztasche an

Um das Bewusstsein der Kunden zu schärfen, gehen einige Bochumer Unternehmen bereits eigene Wege, ohne die kostenlose Tüte aber gänzlich abzuschaffen. Modehaus-Geschäftsführer Andor Baltz etwa führte im Herbst 2015 eine Filztragetasche ein, die die Kunden für 2,70 Euro erwerben können. „Wir wollten den Kunden eine Alternative anbieten. Die Taschen kommen sehr gut an. Wir haben schon über 1000 Stück verkauft“, berichtet er. Einer kostenpflichtigen Plastiktüte steht der Geschäftsmann nicht im Wege, und er würde die Selbstverpflichtung der Händler bevorzugen, eher als zum Beispiel eine gesetzlich verankerte Plastiktüten-Abgabe. „So können die Unternehmen selbst entscheiden, was sie mit dem Geld machen. Aber es muss einheitlich geregelt sein. Wir warten jetzt erst einmal ab, was die Großen machen, zum Beispiel Peek & Cloppenburg. Daran orientieren wir uns“, so Baltz. Wichtig für den Erfolg einer Selbstverpflichtung der Händler zu kostenpflichtigen Tüten sei die Akzeptanz der Kunden, so Baltz weiter.