Bochum. . Wegen der VW-Abgas-Affäre hat eine Bochumer Kanzlei weitere Anwälte eingestellt. Mittlerweile hat die Kanzlei 300 Mandate von betroffenen Kunden.

In der VW-Abgas-Affäre hat die Bochumer Anwaltskanzlei „Jordan Fuhr Meyer“ bereits rund 300 Mandate von betroffenen Kunden erhalten, bundesweit, auch aus Bochum. Deshalb wurden neue Anwälte eingestellt und ein „Schadensteam“ mit sechs Kräften gebildet. „Der Arbeitsaufwand ist relativ hoch“, sagte Rechtsanwalt Bernd Lederer auf Anfrage.

Die Kanzlei war die erste in Deutschland, die in dieser Affäre eine Klage bei Gericht eingereicht hatte: Eine Frau aus Köln will, dass VW ihren Sharan zurücknimmt und ihr dafür noch etwas mehr als 30.000 Euro bezahlt. Die Klage liegt beim Landgericht Braunschweig. Mittlerweile hat die Kanzlei eine zweite Klage beim Landgericht Duisburg vorgelegt. Ein Audi-Fahrer aus Mülheim möchte seinen Q3 zurückgeben und verlangt 12.000 Euro. Gerichtstermine für die Klagen gibt es noch nicht.

Seine Fälle, sagt der Anwalt, lassen sich in drei Kategorien einteilen. Die einen Mandanten wollen ihren Wagen behalten, verlangen aber Schadensersatz wegen Wertminderung. Andere streben eine Rückabwicklung ihres Autokaufs an. Und die dritte Gruppe möchte einen Austauschwagen von VW haben. Die Streitwerte liegen zwischen 10.000 und 50.000 Euro.

„Wir sind bemüht, auf dem außergerichtlichen Wege Lösungen zu finden“

Nicht immer ist das Ziel eine Klage vor Gericht. „Wir sind bemüht, auf dem außergerichtlichen Wege Lösungen zu finden, aber das ist nicht einfach“, sagt Lederer. Es mangele bei VW an Bereitschaft und akzeptablen Angeboten. Das Schadensmanagement von VW sei bisher „eher enttäuschend“. Es werde nur eingeräumt, was sich ohnehin nicht mehr verbergen lasse.

Viele Kunden hätten das Problem mit den Abgaswerten anfangs ohne Anwalt direkt mit VW klären wollen. Aber sie hätten das Gefühl bekommen, von VW „ziemlich im Regen stehen gelassen“ worden zu sein, so dass sie schließlich doch anwaltliche Hilfe gesucht hätten.

„Wir bedauern zutiefst, dass wir Ihr Vertrauen enttäuscht haben“

Ein VW-Sprecher weist darauf hin, dass viele Halteradressen dem Konzern gar nicht bekannt gewesen seien, etwa wegen privater Weiterverkäufe. Deshalb habe man über andere Stellen (Hotline, Anzeigen usw.) versucht, die Halter zu erreichen. In Briefen an alle betroffene Halter steht: „Wir bedauern zutiefst, dass wir Ihr Vertrauen enttäuscht haben, und werden die Unregelmäßigkeiten schnellstmöglich beseitigen.“ Vor wenigen Tagen hat VW begonnen, die ersten betroffenen Diesel (2,6 Millionen in Deutschland) auf eigene Kosten mit neuer Software so umzurüsten, dass die Abgaswerte auch im Prüfstandslauf wieder der Norm entsprechen – ohne Trickserei.

Nach einer Umrüstung könnte der Kanzlei zufolge das Problem entstehen, dass die Pkw weniger Leistung bringen, nicht mehr so langlebig sind und mehr Sprit verbrauchen. Deshalb sei „ganz klar anzuraten“, vor der Fahrt in die Werkstatt ein Gutachten zu erstellen, um später vergleichen zu können. Das aber koste Geld.