Detroit. VW-Chef Matthias Müller entschuldigt sich in den USA für den Abgas-Skandal. Doch in dieser Woche kommt es für den Konzern zum Schwur.
Gut vier Monate nach der großen Entschuldigung von US-Volkswagen-Chef Michael Horn hat sich auch Konzern-Chef Matthias Müller für die Betrugs-Affäre bei 600.000 Diesel-Autos in Amerika öffentlichkeitswirksam Asche aufs Haupt gestreut. „Wir wissen, dass wir unsere Kunden, die zuständigen staatlichen Stellen und die allgemeine Öffentlichkeit hier in den USA sehr enttäuscht haben“, sagte Müller am Sonntagabend bei einem Medien-Empfang unmittelbar vor Beginn der Auto-Messe in Detroit. „Ich bitte daher um Entschuldigung für das, was bei Volkswagen falsch gelaufen ist.“
Der Nachfolger von Martin Winterkorn erklärte, dass VW alles daran setzen wird, um „die Dinge in Ordnung zu bringen“. Bereits am Mittwoch kommt es dabei zum Schwur.
Bei Klage droht VW eine hohe Millionen-Strafe
Müller wird dann in Washington der Chefin der Umweltschutzbehörde EPA, Gina McCarthy, ein „Paket von Maßnahmen“ vorstellen, mit denen nach Auffassung von VW die rund 600.000 mit manipulierter Abgas-Software ausgestatteten VW-Modelle in Amerika gesetzeskonform nachgerüstet werden können.
In Detroit war Müller allerdings nicht bereit, konkrete Details und Zusammenhänge zu beschreiben: „Ich will den Gesprächen mit der EPA nicht vorgreifen.“ Die Behörde hat zuletzt das Justizministerium zu einer umfassenden Klage gegen VW wegen fortgesetzter Verstöße gegen das Luftreinhaltungsgesetz animiert. Es drohen theoretisch Strafen bis zu rund 50 Milliarden Dollar.
Nachrüstung und Rückkauf im Gespräch
Sollte die EPA (und mit ihr die kalifornische Umweltbehörde Carb) nach Prüfung der Vorschläge grünes Licht geben, sagte Müller unserer Redaktion, könne „schon sehr bald“ mit den ersten Nachrüstungen in den USA begonnen werden. Dabei spielt ein neu entwickelter Abgas-Katalysator, mit dem rund 430.000 Autos auf den erforderlichen Stand gebracht werden könnten, für VW eine zentrale Rolle. Auch das Angebot eines Rückkaufs von rund 100.000 technisch nicht zeitnah und kostengünstig nachzurüstenden Wagen gehört dem Vernehmen nach zum Maßnahmen-Bündel, das Müller bei der EPA erläutern wird.
Bevor Müller an diesem Montag zum Start der wichtigsten Auto-Messe Nordamerikas eine neue Studie des Modells „Tiguan“ mit Benzin- und Elektromotor mit Allradantrieb vorstellt, machte der frühere Porsche-Chef klar, dass sich der Wolfsburger Konzern trotz der möglicherweise Milliardenstrafen auslösenden Abgasaffäre in den USA nicht verstecken will. Die USA „sind und bleiben ein Kernmarkt“ für VW, erklärte er.
Werk in Chattanooga wird wie geplant aufgerüstet
Als Beleg dafür bekräftigte Müller, dass eine bereits seit langem geplante Investition von 900 Millionen Dollar (rund 820 Millionen Euro) am Produktions-Standort Chattanooga im Bundesstaat Tennessee im Lichte der Affäre und des damit verbundenen Absatzrückgangs nicht gestoppt wird. Der ab Ende 2016 geplante Bau eines neuen Sportgeländewagens (SUV), den VW anders als sämtliche Konkurrenten bisher nicht im Portfolio hat, werde rund 2000 zusätzlich Arbeitsplätze schaffen, erklärte der Konzern-Chef.
Müller ließ keinen Zweifel daran, dass VW in den USA vor einer Herkulesaufgabe steht. „Es sind nicht nur unsere Autos, die wir reparieren müssen – es ist auch unsere Glaubwürdigkeit.“