Die neue Ausgabe der „Bochumer Zeitpunkte“ ist erschienen. Wie immer, bietet das von der Kortum-Gesellschaft aufgelegte Heft interessante und fundierte Einblicke in die Stadtgeschichte. Diesmal geht es um so unterschiedliche Themen wie die Verfolgung der Bochumer Juden und die Baugeschichte der Kemnader Straße.

Privatakte „Zulassung“

Die Beschäftigung mit der Zeit des Nationalsozialismus ist ein wiederkehrender Schwerpunkt in den Beiträgen zur Stadtgeschichte. Der bekannte Historiker Dr. Hubert Schneider steuert zu der im Allgemeinen gut erforschte lokalen Geschichte jener Zeit immer wieder Untersuchtungen aus Detailbereichen bei; so auch diesmal. In „Es begann 1933: Die Verfolgung der Bochumer Juden“ geht er dem Lebensweg des Rechtsanwalts Dr. Siegmund Schoenewald und seiner Ehefrau Ottilie nach.

Dabei wird deutlich, dass die Tragödie der Juden nicht erst mit dem Pogrom am 9. November 1938 begann. Vielmehr setzte die soziale Ausgrenzung, aber auch die ganz unmittelbare körperliche Bedrohung schon 1933 ein, dem Jahr, in dem sich die NSDAP als einzige Partei brutal Raum verschaffte.

Schneider stellt eine Privatakte „Zulassung“ in den Mittelpunkt seines Beitrags. Sie bietet in nahezu einmaliger Weise die Möglichkeit, die Bemühungen eines Rechtsanwalts und Notars jüdischer Herkunft – eben Siegmund Schoenewald – um den Erhalt seiner beruflichen Existenz in den 1930er Jahren zu erhalten. Eine beklemmende Lektüre.

Um ein ganz anders Thema geht es in dem Beitrag von Andreas Finke. Er untersucht in „Eine Hauptstraße im Bochumer Süden“ die wechselvolle Geschichte der Kemnader Straße von den Anfängen als Chaussee bis zum mehrspurigen Anschluss an die Königsallee. Ursprünglich war die Kemnader Straße, wie so viele Infrastrukturmaßnahmen jener Zeit, nicht zuletzt der Industrialisierung geschuldet. So ging es im 19. Jahrhundert um die Planung und den Bau einer Chaussee von Zeche Carl Friedrich (im heutigen Weitmar-Mark) bis zum Steinenhaus, jenseits der Ruhr in Hattingen gelegen. Technische, finanzielle und nicht zuletzt soziale Aspekte werden aufgeführt. Eine Straße erzählt Geschichte(n).