Bochum. Mehrere Dutzend Briefe hat ein Postbote auf einer Parkbank am Straßenrand liegen lassen. Trotz mehrfacher Anrufe eines Anwohners brauchte die Post zwei Wochen, um die Sendungen abzuholen.

Torsten Schriewer ärgert sich über die Post. Ein Nachbar des Bochumers hat am Abend des 19. Dezembers einen Stapel Briefe auf einer Sitzbank vor seinem Haus an der Odenwaldstraße gefunden. Adressiert waren sie an Anwohner der Hiltroper- und der Hunsrückstraße. Vom Briefträger war indes keine Spur.

Kundencenter versprach, die Briefe abzuholen

Da es Samstagabend und im Kundencenter der Post niemand zu erreichen war, beschlossen Schriewer und sein Nachbar die Briefe zunächst Zuhause aufzubewahren. Am darauffolgenden Montag (21.12.) rief Schriewer die Post an, erklärte die Situation und bekam die Zusage, dass sich zeitnah ein Mitarbeiter der Post melden und die 36 Sendungen abholen würde. Doch es geschah nichts.

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"Eine Woche lang habe ich gewartet, aber von der Post hat sich niemand gemeldet. Am 28. Dezember habe ich dann erneut im Kundecenter angerufen. Die Mitarbeiterin in der Leitung konnte sich auch nicht erklären, warum die Briefe immer noch nicht abgeholt und an ihre Empfänger verteilt worden waren", sagt Torsten Schriewer im Gespräch mit unserer Redaktion. Wieder versprach man dem 44-jährigen Bochumer, die Briefe schnellstmöglich abzuholen. Und wieder geschah nichts.

Am Montag, dem 4. Januar, greift Schriewer ein letztes Mal zum Hörer und ruft die Post an. Dieses Mal wird ihm mitgeteilt, die Briefe würden in den kommenden drei Tagen bei ihm Zuhause abgeholt. Schriewer ist verärgert, er ruft den WDR an. Plötzlich geht es plötzlich ganz schnell. Noch am selben Tag kommt ein Mitarbeiter raus und holt die Briefe ab.

Rainer Ernzer, ein Sprecher der Post erklärt unserer Redaktion auf Nachfrage, dass man die Briefe am Montag auch ohne die Anfrage des WDR abgeholt hätte. Denn zeitgleich hätten die Prozesse endlich richtig gegriffen. "Wir können uns nur entschuldigen. Es darf nicht passieren, dass irgendwo Briefe vergessen weden", so der Post-Sprecher. Noch schlimmer sei allerdings, dass im Nachgang so viel schief gelaufen ist. "Dass gleich zwei Mal die Information über die verlorene Postsendung nicht korrekt vom Kundenservice an die Kollegen in Bochum weitergegeben wurde, ist besonders ärgerlich. Wir wissen noch nicht genau, was da schief gelaufen ist, aber wir prüfen es."

Briefträger war vor Weihnachten bis abends unterwegs

Torsten Schriewer hat kein Verständnis für die Post. Zumal unter den Sendungen auch wichtige Briefe von Wirtschaftsprüfern, Steuerprüfern, Anwälten und Warensendungen waren. Er vermutet, dass die Briefträger, gerade kurz vor Weihnachten, unter großem Druck stehen: "Ein Nachbar hat an jenem Tag gesehen, dass der Briefträger noch am späten Abend bei uns in der Straße zugange war, sich auf der Parkbank kurz ausgeruht und Briefe sortiert hat. Ich nehme an, dass der Postbote erschöpft war und die 36 Briefe dann dort einfach vergessen hat", berichtet Schriewer.