Bochum. Bochumer Buchhändler geben Tipps für lohnende Lektüre. Diese Romane oder Sachbücher haben die Literatur-Profis zuletzt besonders fasziniert.

Das Jahr geht zu Ende – und noch immer stapeln sich die Bücher auf dem Nachttisch, die es einfach nicht geschafft haben, gelesen zu werden. Denn das Jahr 2015 war reich an literarischen Entdeckungen, wie eine kleine Umfrage unter Bochumer Buchhändlern beweist. Für die WAZ stellen sie ihre Lieblingslektüre des Jahres vor: Welche Bücher hat die Spezialisten besonders bewegt? Welcher neue Roman stieß bei den Kunden auf Interesse? Welches Sachbuch kann dabei helfen, die Welt ein bisschen besser zu verstehen? Und welches Buch konnte ältere und jüngere Leser gleichermaßen begeistern? Anbei fünf Tipps – für gelungene Lektürestunden in 2016.


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Nils Janssen, Buchhandlung Janssen: "Mein Höhepunkt des Jahres ist der Roman ,Ein untadeliger Mann’ von Jane Gardam (Hanser-Verlag, 22,90 Euro). Erzählt wird die Lebensgeschichte eines älteren Herren, der in den britischen Kolonien aufwuchs und in Singapur und Hongkong zu einem bedeutenden Juristen heran wuchs. Nach seiner Pensionierung kehrt er nach England zurück. Das Buch schildert einen Rückblick auf sein Leben, das ist mit viel Gefühl und sehr viel Humor beschrieben. Ich muss gestehen, dass ich die schon weit über 80-jährige Autorin vorher kaum kannte, aber dieser Roman ist für mich eine echte Entdeckung.“


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Grit Konietzko, Buchhandlung Mirhoff & Fischer: "Besonders gepackt hat mich der Roman ,Adieu Paris’ von Daniel Anselme (Arche-Verlag, 18 Euro). Das Buch stammt schon aus den 50er Jahren und wurde jetzt neu aufgelegt. Der Autor beschreibt die Geschichte dreier französischer Soldaten, die im Jahr 1957 aus dem Algerien-Krieg nach Hause zurück kehren. Sie sind nur wenige Tage bei ihren Familien in Paris, ehe sie zurück an die Front müssen. In ihrer Heimat fühlen sich die Männer wie Fremde. Der Krieg hat sie geprägt, im Alltag finden sie sich nicht mehr zurecht. Das ist nur ein schmales Bändchen, aber die Sprachgewalt ist bewundernswert.“


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Mi Bajrami, Buchhandlung van Kempen: "Der Roman ,Ein Mann namens Ove’ (Fischer-Verlag, 9,99 Euro) des schwedischen Autoren Fredrik Backman hat mir sehr gefallen. Das Buch ist total lustig und stimmt zugleich nachdenklich. Beschrieben wird die anrührende Geschichte eines älteren Herren, der sich nach dem Tod seiner Frau selber das Leben nehmen will. Am Anfang mag man den Mann überhaupt nicht, er ist ein Griesgram, wie er im Buche steht, so dass man den Roman fast zur Seite legen möchte. Doch im Laufe der Zeit gewinnt man den Herrn richtig lieb. Er freundet sich mit einer persischen Familie im Nachbarhaus an. Wunderbar geschrieben!“


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Beatrix Schulte-Gimmer-thal, Buchhandlung Gimmerthal: "Mich haben in diesem Jahr zwei Sachbücher fasziniert. Einmal ist dies ,Syrien verstehen’ von Gerhard Schweizer (Klett-Cotta, 9,95 Euro). Der Autor ist ein ausgewiesener Kenner der islamischen Welt und beschreibt die geschichtliche Entwicklung Syriens und die aktuelle Lage sehr anschaulich. Dadurch versteht man auch die Motivation vieler Flüchtlinge besser, deren Land in einem Bürgerkrieg unterzugehen droht. Ebenfalls gefallen hat mir ,Das geheime Leben der Bäume’ von Peter Wohlleben (Ludwig-Verlag, 19,99 Euro), der zeigt, dass auch Pflanzen leiden und glücklich sein können.“


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Sabrina Tottmann, Buchhandlung Schaten: "Auch für jüngere Erwachsene ansprechend ist der Roman ,Der Dieb in der Nacht’ von Katharina Hartwell (Berlin-Verlag, 20 Euro). Die Autorin ist Anfang 30 und schafft in ihrem Buch ein spannendes Stück zum Thema Identität. Es geht darin um einen jungen Mann, der vor zehn Jahren spurlos verschwand. Seine Schwester und auch sein bester Freund suchen nach ihm – und tatsächlich scheint ihn der Freund in einer Kellerbar in Prag aufzuspüren. Doch der junge Mann sieht ganz anders aus und verhält sich auch ganz anders, er ist jetzt Künstler. Ob er wirklich der Gesuchte ist? Das verrate ich nicht!“