Essen. Ein Kind, das ohne Familie aus einem zerbombten Land flieht – kann das ein Thema für ein Bilderbuch sein? Das muss es sogar, wenn man an die Kriege auf der Welt denkt. Das Bilderbuch „Akim rennt“ ist nun ausgezeichnet worden. Wir stellen die Gewinner des Jugendliteraturpreises vor.
Krieg, Diktatur und Hässlichkeit: Bei den diesjährigen Siegern des deutschen Jugendliteraturpreises geht es nicht gerade um heile Welt. Aber auch Kinder, die keine so schlimmen Erfahrungen machen müssen, können von solchen Geschichten profitieren.
Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) hat die mit insgesamt 62 000 Euro dotierten Jugendliteraturpreise auf der Frankfurter Buchmesse überreicht. Als bestes Bilderbuch wurde dabei "Akim rennt" von Claude K. Dubois ausgezeichnet.
Wir finden: Die Jury hat eine gute Wahl getroffen. Und schon die Vorauswahl war klug - daher lohnt sich auch ein Blick auf die Nominierungsliste.
Bilderbuch
In Akims Heimat ist Krieg. Der Junge verliert in den Wirren seine Mutter und flieht. Er hört Schüsse, er sieht Trümmer. Doch immer wieder ist da auch eine Hand, die sich ihm entgegenstreckt. Bis Akim in ein friedliches Land kommt, in dem ihm Menschen helfen wollen. Claude K. Dubois aus Belgien hat mit „Akim rennt“ (Moritz Verlag, 96 S., 12,95 €, ab 7) eine Geschichte erdacht, die den Nerv der Zeit trifft und die Not von Flüchtlingen verstehen lässt. Das Buch lebt von ihren Zeichnungen, die unter die Haut gehen. Sie wirken wie in Eile gemalt, deuten vieles nur an: die Einsamkeit des Jungen, seine Angst – und seine Hoffnung.
Kinderbuch
In einer ganz anderen Welt lebt die zwölfjährige Nadja: Sie geht auf eine Eliteschule, in der Sport wichtiger ist als Mathe. Fünfmal pro Woche trainiert sie das Wasserspringen. Dafür habe sie Talent, hat man ihr gesagt. Aber die „Königin des Sprungturms“ ist ihre Freundin Karla. Sie ist wortkarg, trägt ein Geheimnis in sich, trotzdem gehören die Mädchen zusammen. Martina Wildner, Autorin von „Das schaurige Haus“, hat nicht nur ein warmherziges Buch über Freundschaft geschrieben. Sie zeigt auch die kalte Seite des Leistungssports, den Neid, den Zwang zum Erfolg (Beltz & Gelberg, 210 S., 12,95 €, ab 11). Besonders sportbegeisterte Mädchen werden es mögen.
Ein Tipp von der Nominierungsliste: „Leo und das ganze Glück“ von Synne Lea (Oetinger, 192 S., 12, 95 €, ab 11) handelt ebenfalls von einer Freundschaft zwischen Nachbarskindern, während einer der Väter mit psychischen Problemen kämpft. Sehr berührend!
Sachbuch
„Komar“ heißt sie auf Polnisch. „Mug“ auf Niederländisch. Und „Gelse“ sagt man in Österreich zur Mücke. Heidi Trpak erzählt von ihr in: „Gerda Gelse – Allgemeine Weisheiten über Stechmücken“ (Tyrolia, ehemals Dom-Verlag, 26 S., 14,90 €, ab 6). Das Insekt wird zur Ich-Erzählerin: „Ihr kennt mein Lied bestimmt. Ich singe es euch am liebsten zum Einschlafen vor, sobald ihr das Licht ausgeschaltet habt.“ Sie räumt mit Vorurteilen auf: Mücken fressen kein Blut, sie brauchen es zum Eierlegen. Ein lehrreiches Bilderbuch, bestechend schön illustriert von Laura Momo Aufderhaar.
Jugendbuch
Nach der Lektüre dieses Buches fühlt man sich reich beschenkt: „Wie ein unsichtbares Band“ von Inés Garland (KJB, 249 S., 14,99 €, ab 14). Die Autorin führt den Leser in ihre Heimat, nach Argentinien, in die Zeit der Militärdiktatur in den 70ern. Alma und ihre Freunde verbringen die schönsten Wochenenden ihres Lebens an einem Fluss, die erste zarte Liebe liegt in der Luft. Die Kluft zwischen Arm und Reich scheint sie nicht zu trennen, bis sich Alma eines Tages selbst untreu wird. . . Noch ein Tipp von der Nominierungsliste: Sarah Crossan: „Die Sprache des Wassers“ über eine junge Schwimmerin (Mixtvision, 227 S., 13,90 €, ab 13). Zum Abtauchen schön.
Preis der Jugendjury
Die jungen Leser haben sich dieses Jahr für ein „Wunder“ entschieden (Hanser, 380 S., 16,90 €, ab 12). Raquel J. Palacio aus den USA erzählt von dem zehnjährigen Jungen August, dessen Gesicht wegen einer genetischen Störung entstellt ist. „Was immer ihr euch vorstellt – es ist schlimmer.“ August versucht, ein normales Leben zu führen, aber Hürden versperren seinen Weg. Diese Geschichte packt junge Leser, weil sie das Gute sucht – und findet.