Bochum. . Der Rettungsdienst der Feuerwehr Bochum muss immer öfter betrunkenen Menschen helfen. Die Hemmschwelle, deshalb den Notruf 112 zu rufen, sinkt.

Der Rettungsdienst der Bochumer Berufsfeuerwehr hat auch im laufenden Jahr wieder mehr Einsätze bewältigen müssen als im Jahr davor. 2015 mussten die insgesamt 250 Retter des Alarmdienstes in 44 250 Fällen ausrücken, um Menschen in Not zu helfen, etwa weil sie gestürzt waren, einen Herzanfall hatten oder mit dem Auto im Graben gelandet waren. Im Jahr 2014 gab es hingegen nur 41 620 Einsätze dieser Art. „Wir machen pro Jahr rund zehn Prozent Steigerung“, sagt der Sprecher der Feuerwehr, Stefan Nowak, auf Anfrage.

Einen Grund für die Steigerung sieht der Feuerwehrmann und Einsatzleiter in der sinkenden Hemmschwelle einiger Menschen, nach starkem Alkoholkonsum den Notruf 112 zu wählen. „Das ist das Hauptarbeitsfeld der Innenstadtwache in den Abend- und Nachtstunden an Freitagen und Samstagen.“ Besonders am ersten Wochenende eines Monats, nachdem neuer Lohn ausgezahlt worden sei, würden die Einsatzzahlen wegen betrunkener – und keineswegs nur volltrunkener – Menschen ansteigen, das sei „auffällig“, erklärt Nowak.

Auch auf anderen Gebieten werde heute „schneller angerufen“ als früher weil es „eine andere Erwartungshaltung“ gebe. Es gebe zum Beispiel heute mehr 80- und 90-Jährige, die noch allein in einer Wohnung leben und nicht in einem Heim und deshalb an ihre Grenzen stoßen würden. Nowak erzählt zum Beispiel von einem Fall, in dem jemand aus dem Bett gefallen sei und sich nicht mehr habe zu helfen wissen. Auch da sei die Feuerwehr mit ihrem Rettungsdienst angerückt. „Nicht, dass uns das stört. Wir helfen. Aber es fällt halt auf“, sagt Nowak.

Sprachprobleme in Flüchtlingsheimen

Zusätzliche Einsätze fuhr der Rettungsdienst in diesem Jahr auch wegen der steigenden Anzahl von Flüchtlingen. Nowak spricht von mehreren hundert Fahrten zu Flüchtlings- und Übergangsheimen, sei es weil die Menschen durch die Flüchtlingsstrapazen geschwächt seien oder Impfungen zum Beispiel gegen Masern fehlen würden. Hinzu kämen Verständigungsprobleme, die so manchen Einsatz in Flüchtlingsheimen vielleicht überflüssig machten. Manchmal sei nur bekannt, dass jemand Schmerzen habe, weitere Angaben seien von ihm nicht zu erfahren. Er werde dann ins Krankenhaus gebracht. „Wir können nicht in jeden RTW einen Dolmetscher packen“, so Nowak. Ein RTW ist ein Rettungstransportwagen.

„Kein entspanntes, aber normales Jahr“

Der Rettungsdienst ist quantitativ das größte Aufgabenfeld der Feuerwehr. Daneben gab es im ablaufenden Jahr 1650 Brandeinsätze inklusive Fehlalarme (2014: 1614) sowie 2400 technische Hilfeleistungen wie zum Beispiel wegen Ölspuren oder Sturmschäden. Im Jahr davor war die Anzahl dieser Fälle zwar fast doppelt so hoch. Aber dies lag vor allem am Sturmtief „Ela“ im Juni 2014. Deshalb war die Feuerwehr damals im wochenlangen Dauereinsatz Tag und Nacht.

Solche Großereignisse gab es in diesem Jahr bisher nicht: weder einen ähnlichen Sturm noch ein besonders großes Feuer noch ein besonders herausragendes Verkehrs- oder Arbeitsunglück. „Es war kein entspanntes, aber ein normales Jahr ohne herausragende Ereignisse“, resümiert Nowak wenige Tage vor Silvester.

Bei der städtischen Berufsfeuerwehr arbeiten zurzeit insgesamt 419 Menschen. Davon sind rund 250 im Alarmdienst beschäftigt. Von diesen wiederum sind rund 80 Feuerwehrkräfte ständig rund um die Uhr im Dienst auf ihren jeweiligen Wachen, die übrigen haben frei. Für den Rettungsdienst wurden zuletzt auch mehrere Kräfte auf Angestelltenbasis eingestellt.