Bochum. . Es ist ein Projekt zur Sprachförderung bei Mehrsprachigkeit. 15 angehende Logopädinnen kümmern sich aktuell um 17 Flüchtlingskinder.

Das Bild, das eine Dusche zeigt, soll Rinesa zeigen. Das junge Mädchen aus Albanien muss nicht lange überlegen. Treffsicher zeigt sie auf das richtige Bild auf dem DIN-A-4-Blatt. Gut gemacht. Jetzt darf sie Armand fragen: „Wo ist die Haarbürste?“ Auch er tippt zügig auf das entsprechende Zeichen. Deutsch lernen geht spielerisch leichter. Erst recht, wenn sich mit Nina Janke (20) und Hanna Schuster (20) zwei angehende Logopädinnen um fünf Kinder kümmern.

Kein Deutschkurs

Sie gehören zu einer Gruppe von 15 angehenden Logopädinnen der Lehranstalt für Logopädie, die regelmäßig an der Grundschule Am Neggenborn, der Bunten Schule, vorbeischauen. 17 Flüchtlingskinder, oder wie sie Neu-Deutsch heißen: Seiteneinsteiger, lernen zusammen mit ihnen die deutsche Sprache. Es ist eben kein Deutschkurs im bekannten Sinn. „Die Flüchtlingskinder benötigen teilweise zum Erlernen der deutschen Sprache Unterstützung beim Erwerb der deutschen Phoneme“, sagt Lehrlogopädin Cornelia Cassel. „Ein Kind, das den eu-Laut nicht bilden kann, ist auch nicht in der Lage, das Wort Eule zu erlernen.“ Diese Förderung wird beim gemeinsamen Projekt der Schule für Logopädie und der Grundschule durchgeführt.

Es ist ein Projekt zur Sprachförderung bei Mehrsprachigkeit. Zunächst wird überprüft, wie weit die Flüchtlingskinder sind, was sie sprachlich bereits können, was noch nicht. „Danach werden sie in Gruppen eingeteilt oder auch einzeln betreut“, sagt Grundschulleiterin Ursula Harnisch, „und durch entsprechende Übungen darin gefördert, die noch fehlenden, beziehungsweise nicht korrekt gesprochenen Laute aufzubauen und in unterschiedlichen Sprechsituationen anzuwenden.“ So werde neben dem regulären Deutschunterricht die Sprechkompetenz der Flüchtlingskinder ausgebaut.

Unterschiedliche Voraussetzungen

Sehr unterschiedlich sind die Vorkenntnisse, mit denen die Flüchtlingskinder an der Bunten Schule ankommen. „Einige sind bereits alphabetisiert“, sagt Schulleiterin Ursula Harnisch. „Einige kennen die arabischen Schriftzeichen.“

Gerne würde sie die Flüchtlingskinder auch mit in den Ganztag aufnehmen. „Das geht aber nicht. Da sind wir bereits proppevoll.“

Sehr viel lernen die Flüchtlingskinder bereits dadurch, dass sie an der Bunten Schule, so wie an den meisten anderen Schulen der Stadt auch, in den Regelklassen mitlaufen. „Da bekommen sie viel mehr mit, als wenn wir reine Seiteneinsteiger-Klassen bilden würden“; sagt Harnisch. Drei bis fünf Kinder sind aktuell jeweils auf die 17 Klassen der Grundschule verteilt. Sie sieht neben den Kindern zwei weitere Gewinner bei diesem Projekt. „Die beiden Schulen profitieren ebenso. Schließlich haben so die angehenden Logopädinnen die Gelegenheit, sehr früh praktisch zu arbeiten. Und die Grundschule erhält kompetente Unterstützung.“

Wie lange es diese geben wird, darüber haben sich die Schulen noch nicht ausgetauscht. „Wir haben kein Ende gesetzt“, sagt Harnisch. „Wir müssen schauen, wie sich die Flüchtlingssituation entwickelt.“