Bochum.. Meist sind es Mädchen, die den Weg ins Blue Square zur Literaturinitiative Treibgut finden. Es geht um kreatives Schreiben und Mut machen.
Die wilde Johanna ist von zu Hause geflohen. Sie geht auf die Schule der Diebe. Lina, zwölf Jahre alt, hat sich die Geschichte ausgedacht und aufgeschrieben. Jetzt hat sie den Verschluss ihres bunten kleinen Buches geöffnet und liest die ersten Zeilen des Abenteuers laut vor Publikum vor.
Spannend, was die 14-jährige Johanna so erlebt. Das finden auch die Zuhörer. Applaus gibt es reichlich, als sie fertig ist. Der Anfang zum besonderen Abend der Schreibwerkstatt der Kulturinitiative Treibgut im Blue Square ist gemacht. Aus der Schreibwerkstatt wird ein Vorleseabend. Junge Autoren präsentieren ihre Ideen.
Austausch unter Gleichgesinnten
Seit einem Jahr treffen sich regelmäßig jeden dritten Donnerstag im Monat Kinder mit Caroline Königs, Katharina Mraz und Antonia Rumpf von der Kulturinitiative Treibgut. Eine Altersbeschränkung, ein Mindestalter gibt es nicht. Voraussetzung zur Teilnahme ist, dass die Kinder sicher schreiben können. Das Höchstalter ist 16 Jahre. „Wir haben inzwischen einen festen Stamm von fünf bis zehn Kindern im Alter von neun bis dreizehn“, sagt Königs. Die Mädchen sind in der Überzahl.
Knickgeschichten
Königs kann das mit ihrer eigenen Schreib-Geschichte machen. „Ich habe genauso angefangen wie die Kinder unserer Schreibwerkstatt. Ich finde mich da wieder.“ Sie schreibt selber schon länger Theaterstücke. Sie hat aber auch schon Romane geschrieben. Mitte Dezember erscheint ihr erster Roman: „Die verlorene Räson.“ Da wird sie aufgeregt sein. An diesem Abend ist sie es nicht.
Sie kennt die Kinder, auch viele der Eltern und Besucher, die sich diesen besonderen Abend gönnen, die zuhören dürfen und mitmachen können. „Jeder kommt mal dran“, sagt Rumpf und meint das Vorlesen der Knickgeschichten, die im vergangenen Jahr entstanden sind. „Da schreibt ein Kind einen Satz auf ein Blatt, dann knickt es das Blatt und reicht es an das nächste Kind weiter.
„Dadurch entsteht oft viel Sinnloses“, sagt sie. „Aber es ist immer auch sehr lustig.“ So trifft Jesus Lady Gaga. Angela Merkel findet immer wieder Erwähnung. Oder der liebe Gott. Der Spaß, so merkt man, kommt nicht zu kurz. Auch bei Königs, Marz und Rumpf nicht. „Die Schreibwerkstatt soll weiter gehen“, sagt Königs. „Wir sind manchmal erstaunt, was so an literarischen Werken entsteht.“