Bochum. . Die Polizei sucht für ihre neue Reiterstaffel einen riesigen Stall mit Reithalle, Weidefläche und Bürogebäude. Zuletzt schaltete sie auch eine Anzeige.

„Polizeipferde suchen neue Unterkunft“ stand vor einigen Tagen über Anzeigen in der WAZ. Das Präsidium in Bochum hatte sie geschaltet, um für ihre neuen vierbeinigen Mitarbeiter so schnell wie möglich ein angemessenes Zuhause zu finden. Die Polizei sucht einen Reiterhof – einen riesigen sogar.

Offiziell hören bereits alle rund 40 Pferde der landesweiten Polizei bereits auf das Kommando des Präsidiums in Bochum. So hat es das Innenministerium beschlossen, weil es seine bisherigen Reiterstaffeln, die am Dortmunder Stadion und im rheinischen Willich stationiert sind, in Bochum zusammenführen will. Wie zu erwarten, gestaltet sich die Immobiliensuche nicht gerade leicht. Schließlich braucht die Polizei eine Anlage, die im Herzen des Ruhrgebiets eher selten ist: Boxen für mindestens 32 Pferde, eine große Reithalle, eine Führanlage, ausreichend Weidefläche, ein ca. 800 Quadratmeter großes Bürogebäude für mindestens 42 Reiter (Umkleide, Material- und Aufenthaltsräume, Sattelkammer u.a.), 20 Parkplätze für Dienstfahrzeuge mit Pferdeanhängern – und nicht zuletzt auch Stellflächen für die Privatautos der 42 Reiter. Die Anlage sollte in Bochum stehen, aber auch Gelsenkirchen oder der Essener Süden sind möglich. Die Polizei will langfristig mieten, nicht kaufen.

Bisher sind mehr als zehn Angebote eingegangen, sagt Eva-Maria Sobota, die im Präsidium die Suche organisiert. „Es ist noch niemand in der engeren Wahl.“ Weil an der Immobilie eventuell noch um- oder angebaut werden muss, wird der Umzug wohl erst ab 2018 erfolgen. „Wir sind ganz optimistisch und freuen uns auf das Projekt.“ Spätestens 2021 muss alles fertig sein.

Meist Frauen in der Reiterstaffel

Melanie Lipp begleitet die Suche nach einem Stall. Die Polizeihauptkommissarin leitet die Reiterstaffel in Willich mit 17 Warmblütern, bis auf einen Hengst alles Wallache. Stuten gibt es dort nicht. „Zu sensibel“, erklärt die 42-Jährige. Geritten werden die Tiere von 17 Polizeikräften – 14 von ihnen sind Frauen.

© Dietmar Wäsche / FUNKE Foto Serv

Melanie Lipp reitet schon seit ihrer Kindheit und seit fast zehn Jahren für die Polizei. „Reiter und Pferd müssen ein Team sein“, sagt sie. Jede Beamtin und jeder Beamte hat ein „Stammpferd“. Allerdings sagt Melanie Lipp auch: „Es muss jeder jedes Pferd reiten können.“

Von Bochum aus sollen die Pferde vor allem bei Großveranstaltungen wie Demos oder Fußballspielen eingesetzt werden. Beides frisst enorm viel Zeit, zumal die Anreise mitunter weit ist. Im Sommer mussten zwölf Pferde von Willich zum G7-Gipfel in Bayern gebracht werden. Und Fußball findet mittlerweile fast täglich statt. „Wir haben ja nicht nur 1. Liga, sondern auch 2. und 3. Liga, Europapokal, DFB-Pokal und Champions League. Wir sind gut ausgelastet“, sagt die Beamtin.

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Polizeipferde haben viele Vorteile. Sie flößen wegen ihrer Größe Respekt ein, bieten dem Reiter eine bessere Übersicht, können auch als Straßensperren dienen und sind im Gelände außerhalb asphaltierter Straßen und Wege sehr beweglich. „Wir können auf großen Flächen sehr schnell agieren.“ Auch auf Streife werden die Tiere eingesetzt. Der Aufwand für die Polizeipferde ist groß. Sie müssen nicht nur gut ausgebildet werden, dressurmäßig geritten und an fremde Schauplätze und fremde Gegenstände wie zum Beispiel Fahnen gewöhnt werden. Täglich müssen die Pferde auch geputzt, abgebürstet und mit Kraft- und Zusatzfutter versorgt werden. Und toben, sich wälzen und entspannen ist auch „ganz wichtig“, sagt Melanie Lipp.