Bochum. . Ausschussmitglieder erinnern Vorstand des Energieunternehmens an den Grund für Bochums einstige Kaufzusage: Ökologischer Umbau ist entscheidend.
Mit Sorge beobachten Teile der Bochumer Politik Überlegungen der Steag, Braunkohlekraftwerke und den Braunkohletagebau in Ostdeutschland vom schwedischen Energiekonzern Vattenfall zu übernehmen. „Viele in diesem Raum wollen ganz bewusst, dass die Steag nicht im Bereich Braunkohle tätig wird. Das muss man deutlich machen“, sagte Lothar Gräfingholt (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Beteiligung und Controlling, in der jüngsten Ausschusssitzung. Bochum ist zu 18 Prozent an der Steag beteiligt.
Karl-Heinz Sekowsky (Freie Bürger) und Marcus Stawars (CDU) erinnerten den anwesenden Steag-Finanzvorstand Michael Baumgärtner an den angestrebten ökologischen Umbau des Energieunternehmens mit Sitz in Essen, das fünf Städten aus dem Revier gehört. Nur dieser angestrebte Umbau habe überhaupt zur Zustimmung im Bochumer Rat geführt, die Anteile an Steag zu kaufen, erinnerte Sekowsky.
„Wir prüfen im Moment nur eine Opportunität“, erwiderte Baumgärtner die kritischen Nachfragen auf seinen Bericht. Nachdem Vattenfall angekündigt habe, es erwäge einen Verkauf der Braunkohlesparte, habe sich die Steag die Unterlagen über die Kraftwerke und den Tagebau zuschicken lassen. Erstens seien die Informationen über einen Mitbewerber aufschlussreich. Und zweitens gehöre es zur Strategie von Steag, auch nach Gelegenheiten zu suchen, in Deutschland zu wachsen.
Steag prüfe zunächst nur einen Kauf
„Wenn sich das Braunkohlegeschäft für uns nicht rechnet, kommt es auch nicht in die Gremien“, so Baumgärtner. In Rede steht offenbar, den Betrieb der Kraftwerke und des Tagesbaus in der Lausitz zu übernehmen. Der weltweit größte Finanzinvestor für Infrastruktur, Macquarie aus Australien, habe bei der Steag angefragt, ob sie Interesse an einem gemeinsamen Engagement bei der Vattenfall-Sparte habe.
Was den ökologischen Umbau angeht, so der Steag-Vorstand, seien die jüngsten vier großen Investitionen allesamt im Bereich der erneuerbaren Energien erfolgt. Zwischen 2013 und 2015 habe Steag 500 Millionen Euro in diesem Bereich investiert. Der ökologische Umbau sei eine „signifikante Strategie“ des Unternehmens.
„Geben Sie uns Zeit, das Braunkohlegeschäft unternehmerisch zu prüfen“, appellierte der 50-Jährige an den Ausschuss. Eine Haltung, der sich SPD-Fraktionsvorsitzender Dr. Peter Reinirkens und Wolfgang Cordes (Die Grünen) offenbar zum Teil anschließen können. Gleichwohl stellte Cordes einen Katalog von Fragen, musste sich aber auch von CDU-Ratsherr Stawars die Unterstellung gefallen lassen: „Sie verabschieden sich ein Stück weit von grünen Positionen.“
Investition in Höhe von 238 Millionen Euro
Bochum ist neben weiteren fünf Ruhrgebietsstädten (Dortmund, Duisburg, Essen, Oberhausen, Dinslaken) über das Stadtwerke-Konsortium Rhein-Ruhr an der Steag beteiligt.
Für den Kauf des Energieunternehmens in zwei Tranchen (2010, 2014) hat die Stadt knapp 238 Millionen Euro bezahlt und hält nun 18 Prozent an der früheren Evonik-Tochter.