Bochum. Über den Dächern Bochums sollen 2016 im Jahrhunderthaus bis zu 350 Mitarbeiter beschäftigt sein. Das ist das Ziel des Callcenter-Betreibers KiKxxl.
Sie haben einen fantastischen Ausblick. Aus den beiden obersten Etagen des Jahrhunderthauses an der Alleestraße schauen die knapp 100 Mitarbeiter von „KiKxxl“ über die Dächer von Bochum und bei gutem Wetter auch noch weit darüber hinaus. Ihr Chef sagt, wer so einen harten Job wie sie erledige, der habe sich gute Arbeitsbedingungen nicht nur verdient. Der Gründer und Inhaber des Kommunikationsunternehmens aus der Callcenter-Branche ist sogar überzeugt, dass diese guten Bedingungen leistungsfördernd sind.
Zu viel Zeit zum aus dem Fenster gucken bleibt ohnehin nicht. Denn der Laden brummt und „KiKxxl“ will weiter wachsen. Vor gut einem halben Jahr am Standort mit zehn Mitarbeitern angefangen, will das Unternehmen aus Osnabrück mit seinen derzeit insgesamt 1700 Beschäftigten Ende 2016 das Projekt „Team 350“ schaffen. 350 Mitarbeiter sollen dann in Bochum arbeiten, weitere Etagen im Jahrhunderthaus könnten angemietet werden.
Qualität der Ausbildung spielt immer größere Rolle
Das Personal für dieses Wachstum zu rekrutieren ist eine große Herausforderung. „Das Image unserer Branche ist ein Riesenproblem, auch wenn das in den vergangenen fünf Jahren besser geworden ist“, sagt Kremer. Angesichts eines Stundenlohns von 8,50 Euro plus Erfolgszulagen ließen Mitarbeiter sich vor allem unter den Arbeitslosen finden. Viele sind Quereinsteiger, vom Ungelernten bis zum Akademiker. „Und was meinen Sie, wie viele Perlen wir finden“, so der Firmen-Chef. Der indes nicht verhehlt, dass nicht wenige der angelernten Beschäftigten schneller wieder gehen als es der Firma lieb ist. 50 Prozent fänden eine Stelle im ersten Arbeitsmarkt, was für Kremer der Beweis ist, dass die Qualifikationsmaßnahmen so schlecht nicht sein können.
Sicher sei, dass die Qualität der Ausbildung eine immer größere Rolle in der Branche spielt. „Der Anspruch an die Tätigkeit ist gigantisch gewachsen.“ Mitarbeiter müssten aufwändiger qualifiziert werden; sie langfristig einsetzen zu können sei daher eminent wichtig.
30 Prozent Wachstum
Das Haus lockt sogar mit lukrativen Prämien: 1500 Euro erhält jeder Beschäftigter, der einen künftigen Mitarbeiter wirbt – sofern dieser mindestens sechs Monate im Unternehmen bleibt. „Das ist ein reines Rechenexempel“, sagt Kommunikationskenner Kremer. Der 46-Jährige, gelernter Fernmeldetechniker und nach dem Abi an der Abendschule vor 16 Jahren zum Unternehmensgründer geworden, bringt seine Schubkraft und Motivationskunst auch ehrenamtlich als Vorsitzender des Fußball-Regionalligisten SV Meppen ein.
In der Branche, in der bundesweit mittlerweile 500.000 Beschäftigte arbeiten, etwa 2000 davon in Bochum, hat sich „KiKxxl“ als Senkrechtstarter erwiesen. Um etwa 30 Prozent wachse das Unternehmen pro Jahr, der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr wird zwischen 48 und 49 Millionen Euro liegen. Damit ist es einer der größten inhabergeführten Kommunikationsdienstleister Deutschlands; zumal Kremer, der zwischenzeitlich Anteile abgegeben hatte, diese gemeinsam mit Co-Geschäftsführer Erden Yildirim und zwei weiteren Führungskräften zurückgekauft hat.