Bochum. . Die Heinrich-Böll-Gesamtschule will den Austausch mit dem Land weiter ausbauen. Erste Schülergruppe war dort. Gegenbesuch im nächsten Jahr.

Was ein Schüleraustausch so bewirken kann. Für Maurice Müller sind die Dinge klar. „Das ist meins, ich möchte da hinziehen.“ Da, das ist allerdings ganz schön weit weg. Da ist: China. Zum ersten Mal waren im Oktober 14 Schülerinnen und Schüler der Heinrich-Böll-Gesamtschule in China, in Hangzhou. Es war der erste Austausch einer Schule aus Bochum mit einer Schule aus China – und Müller als einer der „Pioniere“ mittendrin.

Der 18-Jährige hat seinen Lebensplan bereits ziemlich exakt gestrickt. „Erst mache ich das Abitur, dann ein freiwilliges soziales Jahr als Fremdsprachenassistent auch schon in China. Schließlich studiere ich Plasmatechnik und arbeite dann in China.“ Klingt gut.

„Kann klappen“, sagt dazu Helmut Berg. Er ist Koordinator für Fremdsprachen und Schüleraustausch an der Gesamtschule und Schüler wie Maurice Müller sind genau nach seinem Geschmack. „So ein Austausch ist gut für die Schüler, der kulturelle Austausch ein Plus. Solche Schüler werden auch von Unternehmen gesucht. Viele Firmen expandieren nach China und stellen gerne junge Menschen ein, die schon einmal da waren, die Land, Leute und Sprache kennen.“

Planung und Umsetzung mussten schnell gehen

Zwölf Tage haben Müller und seine Mitschüler in China verbracht. Sie waren bei Gastfamilien untergebracht, nahmen am Unterricht Mittelschule No. 6 in Hangzhou teil, gingen gemeinsam auf Entdeckungstour, lernten Kaligrafie kennen und Ukulele spielen. In der zweiten Woche ging es auf Sightseeing-Tour. Es sei bisweilen schon gewöhnungsbedürftig gewesen. „Das Essen zum Beispiel“, sagte Larissa Langer (16). „Zum Frühstück gebratene Nudeln, ist nicht jedermanns Sache. Aber meine Familie, in der ich untergebracht war, war superlieb. Ich hatte ein eigenes Zimmer und sogar ein eigenes Bad.“ Ihre Familie sprach zudem gut Englisch. Dieses Glück hatte Müller nicht. „Mein Chinesisch ist auch noch nicht so toll. Da ging es dann nur mit Händen und Füßen.“ Aber es ging. Wie überhaupt sich alle Schülerinnen und Schüler begeistert zeigten.

„Dafür, dass es die erste Reise war“, sagte Schulleiterin Christiane Kampelmann, „hat wirklich alles sehr gut geklappt. Bei der Planung und Umsetzung musste alles sehr schnell gehen.“ Für die nächsten Termine besteht mehr Zeit. Zumal zunächst einmal chinesische Schüler nach Bochum kommen werden. „Da müssen wir noch den genauen Termin festlegen“, sagte Berg. „Der zunächst angedachte klappt nicht, weil wir dann Sommerferien hätten. Dazu kommt, dass die Chinesen mit sehr vielen Schülern kommen wollen. Dafür müssen wir natürlich auch entsprechend viele Gastfamilien finden.“

Chinesisch als Fach wird immer beliebter 

Gerne möchte die Heinrich-Böll-Gesamtschule den Austausch mit China etablieren und ausbauen. Schüler zu finden, die in zwei Jahren dann wieder nach China fliegen, scheint gar kein Problem zu sein wie Chinesisch-Lehrerin Carina Rossi bestätigt.

Ist Chinesisch als Fach beliebt?

Carina Rossi: Die Zahl der Schüler, die Chinesisch als Fach nehmen, steigt stetig. Wenn jetzt das Angebot dazu kommt, China zu besuchen, wird sie voraussichtlich weiter steigen. 70 Schüler haben derzeit das Fach Chinesisch gewählt.

Die Fahrt nach China aber ist nicht gerade billig.

Rossi: Stimmt. 1300 Euro kostete das pro Person. Die Schüler haben dann ja auch die Möglichkeit, rechtzeitig anzufangen, zu sparen.

Was hat Ihnen am meisten imponiert?

Rossi: Die Disziplin der chinesischen Schüler. Die wünscht man sich auch manchmal bei uns.

Und welche Erkenntnis haben die Schüler gehabt?

Rossi: Die, dass Töne lernen im Fach Chinesisch wichtig ist. Das wird zumeist vernachlässigt. Vokabeln lernen die Schüler, Töne nicht. Wenn man zum Beispiel einen Menschen auf der Straße anspricht und einen Satz falsch betont, kann aus einem ‘Ich frage Sie mal’, schnell ein ‘Ich küsse Sie mal’ werden.